Fakten & Mythen: 9. Oberallgäu

Published: April 24, 2021, 8 a.m.

Von Lindau kommend durchquere ich das Oberallgäu. Ich nutzte die Langsamkeit um meine Heimat neu zu entdecken. Mein Zugang sind die Berge, die Seen, die Bäche und Flüsse. Nicht nur ich habe mich verändert, auch meine Heimat. Gestern habe ich die Königin der Liebe, eine Marienstatue entdeckt, die in meiner Kindheit noch nicht dort gestanden hatte. Bezugspunkte machen Heimat aus. Die Nacht, die ich unter den Sternen an der Marienstatue verbracht habe hat mir einen neuen Bezugspunkt geschaffen. Einen Ort mit dem ich mich verbunden fühle. Als ich morgens aufwache ist es kalt und die Sonne braucht lange bis sie über die Sonnenköpfe aufgestiegen ist und mir Wärme schenkt. Ein letzten Blick zur Madonna und hinab ins Tal und dann schultere ich meinen Rucksack und gehe langsam weiter, zu den Hinanger Wasserfällen und hoch Richtung Hühnermoos und Gehrenkopf. Ich halte oft an, mache lange Pause. Die Lebenden sind weich und zart. Die Toten hart und steif. Unser Kosmos, die Natur, das Leben die Gräser und Bäume sind geschmeidig, weich und nachgiebig und wenn sie sterben: dürr und hart. Das Harte und Starre ist dem Tod geweiht, das Weiche und Sanfte erstrahlt im Leben. Hart geschmiedeter Stahl bricht, die prächtigsten Bäume werden gefällt. Die Harten und Großartigen gehen unter Die Weichen und Schwachen schwimmen oben auf.