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Im Rahmen meiner psychotherapeutischen Arbeit bin ich sehr h\\xe4ufig mit zum Teil erheblichen Diskrepanzen konfrontiert. Diskrepanzen zwischen dem was Patienten \\xfcber sich selbst beschreiben bzw. mitteilen und dem, was sie nachweislich in ihren Entscheidungen sowie ihren Handlungen tun. Diese Diskrepanz l\\xe4sst sich zum Teil durch die Ausrichtung des Denkens und Sprechens an dem eigenen inneren Bild von sich (Ideal-Selbst) erkl\\xe4ren, w\\xe4hrenddessen das Verhalten viel mehr mit dem tats\\xe4chlich erlebbaren Bild des eigenen Selbst verbunden ist (Real\\u2013Selbst). Im Ideal-Bild finden sich die W\\xfcnsche, Bed\\xfcrfnisse, Sehns\\xfcchte und Anspr\\xfcche an das eigene Selbst. Nat\\xfcrlicherweise weichen diese meist deutlich von den tats\\xe4chlichen, real erlebbaren Anteilen des Selbst ab.

Was sagen wir bzw. was vermitteln wir und in welchem Verh\\xe4ltnis steht dazu das, was wir tun? K\\xf6nnen wir eine Stimmigkeit erkennen, steht es im Einklang oder m\\xfcssen wir uns einen Widerspruch eingestehen? Es erfordert durchaus ein h\\xf6heres Ma\\xdf an selbstkritischer Betrachtung und an Selbstdisziplin immer wieder von neuem zu pr\\xfcfen, wie sehr unser Sprechen mit unserem Tun in Einklang steht.

In ganz besonderer Weise stellt sich diese Frage f\\xfcr die Menschen, die sich aufgrund ihrer Aufgaben und Verpflichtungen dem Wohlergehen anderer verschrieben haben, seien es Politiker, \\xc4rzte, Richter, Geistliche, Lehrer oder Menschen aus allen m\\xf6glichen weiteren sozialen Bereichen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Allein die auf ihnen liegende Verantwortung f\\xfcr andere Menschen verpflichtet sie in noch gr\\xf6\\xdferem Ausma\\xdf dazu, stets zu pr\\xfcfen, ob ihre Handlungen und Taten sich mit den von ihnen vermittelten sprachlichen Botschaften und Bekundungen in Einklang bringen lassen. Auch diese Menschen m\\xfcssen sich umso mehr in Zeiten der Krise daran messen lassen, wie sehr ihr Tun den an sie zu stellenden Anforderungen entspricht.