Psychologie fur den Alltag - Konnen Verletzungen heilsam sein?

Published: Nov. 29, 2020, 4:04 a.m.

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Kintsugi ist ein Begriff aus dem Japanischen und beschreibt eine traditionelle japanische Reparaturmethode f\\xfcr Keramik. Die Einfachheit und die Wertsch\\xe4tzung der Fehlerhaftigkeit stehen im Zentrum der Anschauung eines \\xe4sthetischen Prinzips der Teezeremonie aus dem Japan des 16. Jahrhunderts. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich Kintsugi, die Kunst bei der es darum geht, zerbrochene Keramik anhand von Goldverbindungen zu reparieren. Auf diese Weise werden die durch den Bruch entstandenen Makel hervorgehoben, wodurch eine neue Sch\\xf6nheit entsteht. Diese neu entstandene Sch\\xf6nheit \\xfcbertrifft die urspr\\xfcngliche Sch\\xf6nheit der betreffenden Keramik, so dass das, was sich zun\\xe4chst als Nachteil, Schaden oder Bruch darstellte, die Voraussetzung f\\xfcr die neu entstandene Sch\\xf6nheit wurde.

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Wie verh\\xe4lt es sich mit uns, wenn wir Verletzungen, Kr\\xe4nkungen und Sch\\xe4den erleiden? Zun\\xe4chst haben wir das Gef\\xfchl, dass uns etwas verloren geht oder verloren gegangen ist. Etwas, das wir als heil empfunden haben m\\xf6gen, ist nicht mehr vorhanden, vielleicht sind sogar Narben und Wunden zur\\xfcckgeblieben, die uns von da an kennzeichnen. Macht uns das weniger wertvoll als wir es zuvor waren, bevor wir die Verletzung, Kr\\xe4nkung oder den Schaden erlitten haben? Oder ist es uns, wie im Kintsugi m\\xf6glich, das was uns widerfahren ist, zu vergolden, es zu einem wertvolleren, besseren und gar sch\\xf6neren Teil von uns selbst werden zu lassen?

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