Bist Du noch oder spielst Du schon? Identitatspolitik auf dem Theater

Published: Nov. 1, 2022, 3:23 p.m.

b'In diesem Sommer hat die Starsopranistin Anna Netrebko sich wieder einmal f\\xfcr die Arena von Verona als Guiseppe Verdis Aida das Gesicht braun schminken lassen und damit erneut einen Sturm der Entr\\xfcstung ausgel\\xf6st, denn: Seit der "Blackfacing"-Debatte vor 10 Jahren, in der das Schwarzschminken wei\\xdfer Schauspieler als rassistische Tradition zu Recht gebrandmarkt wurde, ist das Wechseln der Hautfarbe auf der B\\xfchne zu einem Tabu geworden. Immer h\\xe4ufiger stellen sich in einer l\\xe4ngst divers gewordenen Gesellschaft weitergehende Fragen an das Theater: Wer darf wen \\xfcberhaupt darstellen, wer f\\xfcr wen sprechen, wer von wem erz\\xe4hlen? W\\xe4hrend die Theaterensembles langsam diverser werden und damit die Ver\\xe4nderung der Gesellschaft versp\\xe4tet nachholen, ist nun die Diskussion um Identit\\xe4tspolitik in den Theatern entbrannt. Dabei stellen sich Fragen, die an den Grundfesten einer Institution r\\xfchren, die eigentlich f\\xfcr sich in Anspruch nimmt, "moralische Anstalt" der Gesellschaft zu sein. Die Sendung geht auf und hinter der B\\xfchne den Fragen nach Sichtbarkeit von Minderheiten, Diversit\\xe4t und Rassismus nach. Zudem spiegelt das Feature Debatten, die weit in die Strukturen unserer Gesellschaft hinreichen: darf auf der B\\xfchne nur noch eine Schwarze eine Schwarze spielen, ein Schwuler einen Schwulen oder eine Autistin eine Autistin. W\\xe4hrend den einen die Kl\\xe4rung dieser Fragen im Sinne von "political correctness" selbstverst\\xe4ndlich ist, wittern andere schon "wokeness" und die Bedrohung dessen, was als Freiheit der Kunst bekannt ist.'