Fur die Wurde der menschlichen Arbeit

Published: May 1, 2023, 4:04 a.m.

b'Irgendwie ist das heute schon witzig: Der Marienmonat Mai, der seit vielen Jahrhunderten als der Gebetsmonat zur Gottesmutter in der Kirche gilt, beginnt mit dem Gedenktag eines Mannes: des Heiligen Josef des Arbeiters.\\n\\nManchmal hat die Kirche vorhandene Feste genommen, sie quasi getauft und ihnen einen christlichen Inhalt gegeben. Aus dem Wintersonnenwendfest wird Weihnachten, aus dem Fest der Fr\\xfchlingsg\\xf6ttin Ostera wird Ostern, das Fest der Auferstehung, und der 1. Mai, der altbekannte Kampftag der Arbeiterklasse wird 1955 der Gedenktag des Heiligen Josef des Arbeiters. Ein bisschen witzig klingt das in meinen Ohren schon. Aber andererseits: Den Heiligen Josef, den Zimmermann, zum Patron der Arbeiter zu machen, ist eigentlich auch eine gute Idee. Er hat das Zimmermannshandwerk wahrscheinlich von seinem Vater gelernt, hat es ausge\\xfcbt, als er Maria kennengelernt hat, und dann mit seiner H\\xe4nde Arbeit die Familie ern\\xe4hrt. Und wie es in vielen Familienbetrieben auch heute noch ist, hat auch Jesus von ihm das Zimmermannshandwerk gelernt.\\n\\nIn den Zeiten nach dem zweiten Weltkrieg, als sich die Welt immer mehr in zwei Lager geteilt hat, der vom Gegensatz zwischen Kommunismus und Kapitalismus gepr\\xe4gt war und den Kalten Krieg befeuert hat, war es gut, einen Patron zu haben, der den Millionen Arbeitern in allen L\\xe4ndern zur Seite stand und ihr Schutzpatron gegen alle Vereinnahmung und Indoktrinierung durch die Weltm\\xe4chte geworden ist. Der bescheidene Handwerker aus Nazareth stand damals und heute vor Gott und f\\xfcr die Menschen f\\xfcr die W\\xfcrde der menschlichen Arbeit ein. Und als eine nette kleine Geschichte nebenher gibt es noch ein Gem\\xe4lde im Hochchor des Bonner M\\xfcnsters: Es zeigt die Begegnung von Maria und Elisabeth. Im Evangelium ist da in keinem Wort von Josef die Rede. Aber auf dem Bild steht bescheiden im Hintergrund der Heilige Josef mit dem Attribut der roten Arbeiterfahne.'