Die Sprache des Herzens

Published: June 1, 2023, 4:04 a.m.

b'Wir haben neue Gartennachbarn. Das \\xe4ltere Paar, dass wir jahrelang als nette Nachbarn hatten, ist weggezogen und jetzt ist eine Familie mit zwei kleinen S\\xf6hnen in die Wohnung nebenan gezogen und hat diesen Garten gemietet. Zur Stra\\xdfe hin ist ein Zaun und eine Hecke und zwischen den beiden G\\xe4rten sind vielleicht zehn Str\\xe4ucher. Am Pfingstmontag haben wir im Garten gesessen und gelesen. Irgendwann habe ich gesehen, dass einer der beiden Kleinen genau in der L\\xfccke zwischen zwei Str\\xe4uchern stand und uns angestaunt hat. Er hatte wahrscheinlich noch nie so komisch angezogene Leute gesehen. Wir haben ihm zuerst zugewunken, dann angesprochen und dann in Ruhe gelassen. Er ist gef\\xfchlte f\\xfcnf Ewigkeiten stehen geblieben und hat geschaut und gestaunt und geschaut. Und dann ist er wieder zu seinem kleineren Bruder und Mama und Papa gegangen. Mir scheint das eine sehr vern\\xfcnftige Form der Kontaktaufnahme zu sein. Erst einmal Abstand halten, auf der Grenze stehenbleiben, schauen, staunen und dann wieder gehen. Ich denke, noch zwei drei sch\\xf6ne Gartentage und er wird seine F\\xfc\\xdfe durch die Hecke setzen und uns besuchen. Und dann der andere Bruder und dann die Eltern. Wir freuen uns darauf.\\n\\nIm Brief an die Hebr\\xe4er hei\\xdft es: "Und \\xfcbt die Gastfreundschaft. Auf diese Weise haben viele von Euch Engel beherbergt." Und Henri Nouwen hat den sch\\xf6nen Kommentar dazu gegeben, indem er gesagt hat: "Gastfreundschaft bedeutet in erster Linie die Schaffung eines Freiraums, in den der Fremde eintreten kann und zu einem Freund statt zu einem Feind wird." Von den Christen der ersten Jahrhunderte wird gesagt, dass genau das den Unterschied zu anderen im Umfeld gemacht hat. Die Christen waren unglaublich gastfreundlich, zun\\xe4chst den eigenen Glaubensgeschwistern gegen\\xfcber, dann aber auch gegen jeden Fremden.\\n\\nDer Gast, der zun\\xe4chst vielleicht nur zu essen und zu trinken braucht und ein Dach \\xfcberm Kopf f\\xfcr die Nacht und dann sp\\xfcrt, die Menschen, die mich aufnehmen, tun das aus \\xdcberzeugung, aus Liebe aus Glauben. Und sie brauchen nicht zu reden, was in den vielen verschiedenen Sprachen auch nicht so einfach war und ist. Ein offenes freundliches L\\xe4cheln, das die Sprache des Herzens zeigt, versteht jeder Mensch.'