Bewahren wir uns das Vertrauen auf Gott!

Published: Oct. 25, 2022, 3:23 p.m.

b'In unserer Ordensgemeinschaft gibt es die sch\\xf6ne Tradition, nach dem Tod einer Mitschwester, einen sogenannten Totenbrief zu schreiben und damit die Konvente in nah und fern und die Angeh\\xf6rigen zu informieren. Als ich gestern den Totenbrief schreiben wollte, fiel mir der Geburtsort auf: Schlochau. Ich habe erstmal im Internet geschaut und habe mich echt festgelesen. Ich konnte da preu\\xdfische, deutsche, polnische Geschichte lesen in seinen unendlichen Wirrungen \\xfcber die Jahrhunderte hin.\\n\\nVon der ersten polnischen Teilung 1772 und preu\\xdfischer Herrschaft, der Vereinigung von Ostpreu\\xdfen und Westpreu\\xdfen, dem Eintritt in den Norddeutschen Bund 1867, Abtretungen an Polen nach dem ersten Weltkrieg, diverse Umbenennungen und Umstrukturierungen bis 1939, dann 1945, als Folge des zweiten Weltkrieges, Besetzung durch die Rote Armee und auf Beschluss der Potsdamer Konferenz unter polnische Verwaltung gestellt. Durch die Flucht der polnisch-st\\xe4mmigen Bev\\xf6lkerung aus dem Osten wurde die deutsche Bev\\xf6lkerung vertrieben. So auch die Familie mit der damals 18j\\xe4hrigen sp\\xe4teren Mitschwester.\\n\\nIn Th\\xfcringen angekommen, hat sie in Heiligenstadt Krankenpflege gelernt, hat Olper Franziskanerinnen kennengelernt und ist 1954 in Olpe eingetreten. Wenn ich bedenke, dass sie als Kind nur 12 Jahre in Frieden gelebt hat, dann den grausamen Krieg 6 Jahre \\xfcberstanden, aber statt Neuaufbau und Neubeginn in der Heimat, Flucht und Vertreibung erlitten hat, dann bin ich unglaublich beeindruckt von dieser Lebensgeschichte. Wer sie sp\\xe4ter kennengelernt hat, hat eine bescheidene, f\\xfcr sich selbst gen\\xfcgsame, heiter fr\\xf6hliche Schwester erlebt, die ihr ganzes Arbeitsleben als leitende OP-Schwester im Dienst an den Kranken gelebt hat, sich um die Ehrenamtlichen im Krankenhaus, die \\xc4rzte und MitarbeierInnen gek\\xfcmmert und den Konvent der Mitschwestern sehr gesch\\xe4tzt hat.\\n\\nSie hat gern Theater gespielt und Feste und Feiern organisiert. Wir denken manchmal, dass unsere jetzigen Zeiten schwierig, kompliziert und anstrengend sind. Das sind sie auch. Aber es gab schon immer diese schwierigen Zeiten und darin Menschen, die trotz, oder wegen ihrer so schrecklichen Erfahrungen, liebensw\\xfcrdig und zugewandt waren und ihr Leben lang Gott und den Menschen gedient haben.\\n\\nEin Wort unsere Gr\\xfcnderin, der Seligen Mutter Maria Theresia Bonzel passt deshalb zu unserer Mitschwester und k\\xf6nnte vielleicht auch f\\xfcr manche von uns ein gutes Motto sein. Sie hat in einem Brief geschrieben: "Bewahrt zu allen Zeiten Vertrauen in Gott und ein fr\\xf6hliches Herz!"'