Beharrliche Ignoranz - Der Mythos von der Alternative zum Kapitalismus

Published: Jan. 18, 2024, 9:44 a.m.

b'Es z\\xe4hlt zu den bemerkenswerten Befunden des Umgangs mit der Geschichte des "realen Sozialismus", dass dessen Untergang 1989 zwar in der Regel mit seiner geringen \\xf6konomischen Leistungsf\\xe4higkeit in Zusammenhang gebracht wird, diese selbst aber eher als politischer Fehler der jeweils regierenden "realsozialistischen Kr\\xe4fte" denn als Ausdruck eines systemischen Versagens nichtkapitalistischer Wirtschaftsorganisation begriffen wird. Das scheint kein Zufall zu sein: Die M\\xf6glichkeit funktionsf\\xe4higer Alternativen zur kapitalistischen Art des Wirtschaftens, die ja bei entsprechenden Ergebnissen mit einem starken Fragezeichen zu versehen w\\xe4re, kann und soll, so ist zumindest nicht unwahrscheinlich, bestehen bleiben, ohne zugleich die "realsozialistische" Alternative verteidigen zu m\\xfcssen. Doch kommt in deren Untergang wirklich nur das Scheitern der jeweiligen Regierungen alter M\\xe4nner zum Ausdruck, oder war nicht das sozialistische Experiment Ausdruck eines grundlegend falschen Verst\\xe4ndnisses der modernen Wirtschaft, die als plan- und steuerbar hingestellt wurde, ohne es im gew\\xfcnschten Sinne wirklich zu sein? War insofern der "reale Sozialismus" nichts anderes als der besondere historische Ausdruck einer Illusion, die bis heute besteht? Wenn gefragt wird, was bleibt, m\\xfcsste dann nicht eigentlich diese Illusion zur Debatte stehen, die ja in der Tat geblieben ist, und weniger ihre leicht zu kritisierende Erscheinungsform der Jahre vor 1989, die nicht spurlos, aber doch weitgehend verschwunden ist?'