Episode 193: Liebe ist starker (Viaggio in Italia), 1954

Published: Sept. 19, 2021, 5:25 p.m.

b'Spurensuche: wann kommt der Modernismus in den Film? Zum Beispiel in Roberto Rossellinis Bergman-Trilogie in den fr\\xfchen 50ern, zu der Viaggio in Italia geh\\xf6rt (dem d\\xe4mlichen deutschen Titel verweigern wir uns einfach). Das merkt man schon, wenn man sich an einer Inhaltsangabe versucht. Ein reiches britisches Ehepaar (Ingrid Bergman und George Sanders) kommt nach Italien, um die Villa eines verstorbenen Onkels zu ver\\xe4u\\xdfern. Auf der Reise stellen beide fest, dass ihre Ehe sich \\xfcberlebt hat. Katherine Joyce (!) versucht sich als Touristin, Alex Joyce hat Lust auf Ehebruch. Eine halbe Stunde m\\xfcssen wir uns mit den beiden durch die zerr\\xfcttete Zweisamkeit qu\\xe4len, dann wandern wir parallel montiert und stark subjektiv gef\\xe4rbt mit beiden durch das katholische Italien und werden zusammen mit den mittelalten Herrschaften konstant an unseren baldigen Tod erinnert. Was daran modernistisch ist? Es geht nicht um \\xe4u\\xdfere Handlung, sondern um subjektive Realit\\xe4tskonstruktionen. Italien steht f\\xfcr Katholizismus und Mythologie, die Begegnung zweier Moderner mit deep time, dem Erhabenen und der Vormoderne, die allesamt nicht mehr sinnstiftend werden k\\xf6nnen. Wir unterhalten uns ungef\\xe4hr so fragmentiert \\xfcber den Film, wie Viaggio in Italia auch selbst ist. Und fragen uns zwischendrin, wer eine so fantastische Villa am Fu\\xdf des Vesuvs \\xfcberhaupt verkaufen w\\xfcrde.'