Episode 115: Space is the Place, 1974

Published: Dec. 8, 2019, 2:44 p.m.

b'Sun Ra ist von den Sternen gekommen, um der afroamerikanischen Bev\\xf6lkerung mit seinem kosmischen Free Jazz den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen. Eine, in der sich die schwarze Minderheit in den USA eine mythische Vergangenheit imaginiert \\u2013 die soll identit\\xe4ts- und kraftstiftend sein, weit weg von allen wei\\xdf-protestantischen Diktaten des guten Geschmacks und der Warenf\\xf6rmigkeit. Mit anderen Worten: wenn Sun Ra in diesem Film glitzernde \\xe4gyptische Kost\\xfcme tr\\xe4gt und die Steuerkonsole seines Raumschiffs eindeutig eine Orgel ist, dann ist das kein Camp, sondern ein sehr ernst gemeintes Statement gegen whitey. Eine Spielhandlung gibt es in diesem durch und durch politischen Film auch noch, auch wenn st\\xe4ndig die Grenzen zwischen dem Dokumentarischem und dem Erz\\xe4hlenden verschwimmen: Sun Ra hat einen Gegenspieler namens The Overseer, die diabolische Verk\\xf6rperung der Korruption durch die wei\\xdfe Mainstream-Kultur, und die beiden liefern sich ein Duell um die Seele des Afroamerikaners. John Coney inszeniert das alles immer hart an der Grenze zwischen bewusstem und unbewusstem Dilettantismus, und die Imperfektion, die wackelnde Kamera, die \\xdcberbelichtungen, die Anschlussfehler und kaputten Winkel sind genau der Punkt \\u2013 hier stimmt nichts, weil alles andere glatte Angepasstheit an den Status Quo bedeuten w\\xfcrde.'