Episode 083: Spiel mir das Lied vom Tod (C'era una volt il West, 1968)

Published: April 28, 2019, 5:21 p.m.

b'Gerade einmal vier Jahre liegen zwischen Sergio Leones erstem \\u201eItalo-Western\\u201c PER UN PUGNO DI DOLLARI (F\\xdcR EINE HANDVOLL DOLLAR, 1964) und seinem postmodern durchwebtem Abgesang auf Mythen des amerikanischen Ur-Genres und seiner europ\\xe4ischen Interpretation, die er selbst erst mit in Gang gebracht hatte: C\\u2019ERA UNA VOLTA IL WEST (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, 1968). Der Topos des mystischen Helden, schon im italienischen Sinne katholisch aufgeladen und auch sichtbar vernarbt und verdreckt durch seine moralisch verwerflichen Taten, wird hier vollkommen aufgel\\xf6st. Dank des Drehbuchs, geschrieben mit Hilfe des erfahrenen Autoren Sergio Donati, aber als Stoff entwickelt mit den jungen Noch-Filmkritikern Bernardo Bertolucci und Dario Argento, legt der Film mit aller Ernsthaftigkeit die Finger in moralische Wunden und entzieht jedem Akteur in diesem Werk seine Rechtfertigung: der Westen baut seine Zivilisation auf den Ruinen der Ungerechtigkeit auf.\\nWir besprechen die grundlegenden Strategien, mit denen Leone Motive und Genre-Mechaniken offen legt, uns immer wieder \\xfcberrascht und das Genre zugleich \\xfcberh\\xf6ht und kritisiert, wie er auch dazu seinen fantastischen Cast einsetzt und uns mit unseren Erwartungen ins Leere laufen l\\xe4sst. Wir reden zudem \\xfcber die N\\xe4he zum Kunstm\\xe4rchen, die der Original-Titel schon offenbart, und besch\\xe4ftigen uns mit der Konstruktion der Narration als Abfolge von in sich geschlossen funktionierenden Kurzfilmen. Uns interessiert auch die tiefgreifende politische Linie, die uns Leone mit seinem Zugriff auf die Genre-Motivik offenlegt, und wie er sich mal dem alten Genre, mal einem Realismus-Begriff und dann wieder der europ\\xe4ischen Verarbeitung eines ur-amerikanischen Filmthemas mit dem Auge eines Filmfans ann\\xe4hert.'