Episode 073: Ein gewisser Herr Gran, 1933

Published: Feb. 17, 2019, 7:37 p.m.

b'Ode an das Mittelma\\xdf: vielleicht besch\\xe4ftigen wir uns als Cinephile und Filmhistoriker viel zu sehr mit Klassikern, anerkannten Geniestreichen und \\xfcberhaupt sehr wichtigen Filmen. Dabei besteht der Gro\\xdfteil der Filmgeschichte aus dem Durchschnitt. Filmen, welche vielleicht ein, zwei h\\xfcbsche Ideen haben, aber ansonsten erz\\xe4hlerische Normen sklavisch erf\\xfcllen, handwerklich routiniert gemacht sind, gerne in ihrer Gediegenheit auch mal langweilen. Genau so ein Film ist Gerhard Lamprechts EIN GEWISSER HERR GRAN, mit gelegentlichen Ausschl\\xe4gen des Qualit\\xe4tsmeters nach oben. Hans Albers gibt hier den deutschen Geheimagenten Gran, der hinter einem abstrusen MacGuffin her ist. Nat\\xfcrlich bem\\xfchen sich darum auch diverse zwielichtige Gestalten auf der Gegenseite. Herr Gran ist ein Proto-Bond \\u2013 immer unerh\\xf6rt l\\xe4ssig, unbedingt modern und hervorragend gekleidet. Klingt alles spannend, ist es aber eher weniger. Lamprecht inszeniert eher einen Urlaubsfilm vor (echter) italienischer Kulisse als spannendes Genre, die Handlung wird immer wirrer, Set Pieces geht das Drehbuch geschickt aus dem Weg und \\xfcberhaupt wird gro\\xdfer Wert daraufgelegt, dass niemand im Kinosaal vor Aufregung den Herztod stirbt. Warum also \\xfcber diesen Film reden? Weil doch ab und an Ambition aufblitzt: etwa bei der bisweilen halsbrecherischen Fotografie on location. Und weil wir historisches Mittelma\\xdf viel zu selten zu sehen bekommen. Wie will man sich denn ohne Kenntnis des Durchschnitts ein sicheres Urteil \\xfcber die wirklichen H\\xf6hepunkte bilden?'