Am Wochenende haben wir gew\xe4hlt in Nordrhein-Westfalen. Einen neuen Landtag und eine neue Landesregierung. Und ich mit meiner DDR-Vergangenheit habe mir sofort nach der Wende 1989 geschworen, dass ich niemals eine Wahl verpassen oder aus komischen Gr\xfcnden nicht wahrnehmen w\xfcrde. Weil wir seit 1990 tats\xe4chlich eine Wahl haben. In der DDR gab es eine Wahlliste, die man im Wahllokal ausgeh\xe4ndigt bekam und man durfte sie zusammenknicken und in die Wahlurne werfen. Nichts ankreuzen, nicht zwei Stimmen haben, oh nein. Alle Kandidaten waren vorher von der SED gekl\xe4rt und durften durch zusammenfalten und in die Urne werfen best\xe4tigt werden.\n\nIch bin jetzt noch w\xfctend, wenn ich daran denke. Also haben wir jetzt aber am Sonntag den Wahltag genossen, Laudes beten, Fr\xfchst\xfccken gehen, w\xe4hlen, Sonntagsgottesdienst mitfeiern und nach einem sonnig sch\xf6nen Tag abends die Hochrechnungen schauen und uns freuen. Freuen daran, dass die allermeisten Menschen demokratische Parteien gew\xe4hlt haben. Ein bisschen mich \xe4rgern, weil die Wahlbeteiligung geringer war als zuletzt und auch dar\xfcber, dass der absolute Verlierer pl\xf6tzlich ganz ungeniert anmeldete, ja auch eine Regierungsbildung mit verantworten und einleiten zu k\xf6nnen.\n\nAuch fairer Verlierer zu sein, muss man lernen. Und ich kann nicht gut verstehen, wenn es so krude Erkl\xe4rungen gibt, warum man keine Wahl hat und dass sich ja doch nichts \xe4ndert. Das sind nur faule Ausreden. Wir haben in ganz vielen Dingen eine Wahl und eine Verantwortung. Und es tut gut zu wissen, dass die meisten Mitmenschen sie wahrnehmen.\n\nAm Abend haben wir dann die Eissaison er\xf6ffnet und beim Italiener um die Ecke ein k\xf6stliches Eis gegessen. Da haben wir an den Tischen \xfcberall ringsherum die Gespr\xe4che geh\xf6rt und die Debatten \xfcber die Kandidaten, die Ergebnisse und die Folgen f\xfcr unser Bundesland. Wunderbar. Wir haben immer eine Wahl: im pers\xf6nlichen Leben, im gesellschaftlichen Umfeld, im Glauben.\n\nIch habe die Wahl, ob ich mein Christsein sehr aktiv lebe und meinen Mitmenschen diene und mich f\xfcr Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Sch\xf6pfung einsetze. Ob ich bete und Gottesdienste mitfeiere, ob ich im Chor mitsinge oder mich f\xfcr Firmlinge engagiere, ob ich mich um die Nachbarn k\xfcmmere oder, wie zur Zeit, die Kirche \xf6ffne und alles f\xfcr die Kirchenbesucher vorbereite. Und diese Wahl kann niemand f\xfcr mich treffen. Ich selbst kann w\xe4hlen. Immer.