Gestern hatte ich am fr\xfchen morgen einen Termin in unserer Hausarztpraxis. Ich habe mich angemeldet und wurde in einen Flur um die Ecke gebeten, noch bitte Platz zu nehmen, da die \xc4rztin noch nicht da sei.\xa0Dann kam ein \xe4lterer Herr dazu in Jogginganzug, Dreitagebart, H\xf6rger\xe4t und gro\xdfer, sehr alter Brille und langen schwarzen Fingern\xe4geln. Nicht jemand, mit dem man schnell in Kontakt kommen m\xf6chte. Ihm ging es wohl mit mir genauso und er hat mich von Kopf bis Fu\xdf gemustert und wir haben gef\xfchlt eine Minute geschwiegen und haben dann das Gespr\xe4ch begonnen. Und sehr schnell ging es \xfcber das Warten auf die versp\xe4tete \xc4rztin, das schmuddelige Wetter, dass dann aber ja bald Ostern ist und das man die Hoffnung nicht aufgeben sollte, dass alles zum Guten sich wenden wird.\xa0Und verbl\xfcfft haben wir beide festgestellt, dass wir \xe4hnlich denken und eine gemeinsame Hoffnung haben auf einen Gott, der unsere Armut, Krankheit und Schwachheit sieht und trotzdem bei uns und mit uns bleibt. Und dann werde ich ins Sprechzimmer gebeten und der alte Herr bedankt sich f\xfcr das Gespr\xe4ch und ich kann nicht anders als "Danke gleichfalls" sagen.\xa0Die \xc4rztin hat sich entschuldigt, f\xfcr ihre Versp\xe4tung, weil sie noch ihre Kinder in den Kindergarten gebracht hat.\xa0Auf dem Heimweg habe ich mich ein bisschen gesch\xe4mt, weil mich das ungepflegte \xc4u\xdfere des alten Herrn zun\xe4chst abgesto\xdfen hat, aber das anschlie\xdfende Gespr\xe4ch so intensiv und gut war, dass ich Zeit \xfcberhaupt nicht mehr registriert habe.Es passiert ja nicht so selten, dass wir vom \xc4u\xdferen eines Menschen auf sein Inneres schlie\xdfen und unsere Vorurteile die Oberhand gewinnen.\xa0In den Liedern vom Gottesknecht im Buch Jesaja klingt schon an, was sp\xe4ter auf Jesus gedeutet und erf\xfcllt werden wird:\xa0Mein Knecht, der gerechte, macht die Vielen gerecht; er l\xe4dt ihre Schuld auf sich. Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Gro\xdfen und mit den M\xe4chtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen lie\xdf. Denn er trug die S\xfcnden von vielen und trat f\xfcr die Schuldigen ein.