Ein Vorgarten ist etwas Entz\xfcckendes. Unser Garten liegt gegen\xfcber vom Haus und wir m\xfcssen nur die Stra\xdfe \xfcberqueren. Also habe ich die letzten Abende genutzt, um Sommerblumen zu s\xe4en und den Boden vorher noch ein bisschen vor zu bereiten. Zun\xe4chst hat eine Gruppe junger Jugendlicher auf der Turmtreppe gegen\xfcber zugeschaut, dann sind sie aber gegangen und haben sich eine Ecke gesucht, wo sie sich nicht so beobachtet f\xfchlen.\n\nUnd dann kamen Spazierg\xe4nger und Leute, die unsere Stra\xdfe als Abk\xfcrzung benutzen. Und fast immer bleiben sie stehen, um ein bisschen zu plaudern. Zun\xe4chst \xfcber den Garten und die so sch\xf6n bl\xfchenden tr\xe4nenden Herzen. Dann nat\xfcrlich \xfcber das, was ich da gerade s\xe4e, und dann irgendwie automatisch \xfcber Gott und die Welt. Es ging um den Krieg in der Ukraine und den Trabbel in unserer Kirche, um die Angst vor einem Krieg und um die Sorge, was die Kinder mal werden.\n\nUnd dann kam eine Frau mit zwei Kindern vorbei. Sie ist aus der Ukraine gefl\xfcchtet und wohnt jetzt im Nachbarhaus, habe ich erfahren. Da kommt der Krieg und die Folgen f\xfcr die Menschen pl\xf6tzlich ganz nah an uns heran. Und das ist genau die Chance. Wenn die Ereignisse in Welt und Gesellschaft und Kirche irgendwie weit weg sind, k\xf6nnen wir super damit umgehen, urteilen und werten und es st\xf6rt nicht weiter. Aber sowie uns Beteiligte, Menschen also, nahe kommen und wir ihre Geschichte, ihre Anliegen, ihre Sorgen und Fragen kennen, r\xfcckt es uns auf den Pelz, k\xf6nnen wir nicht mehr unbeteiligte Zaung\xe4ste sein.\n\nEiner der sch\xf6nsten Konstitutionen des zweiten Vatikanischen Konzils, die ich gerade dieser Tage gelesen habe, da geht es darum, in der ersten Zeile zu lesen: \u201eFreude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedr\xe4ngten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der J\xfcnger*innen Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall f\xe4nde.\u201c\n\nUnd manchmal reicht es zun\xe4chst, einfach da zu sein, sichtbar und ansprechbar, damit Menschen ihre Fragen und Sorgen loswerden k\xf6nnen. Und dann zu schauen, was k\xf6nnen wir tun, wie k\xf6nnen wir helfen, was braucht die Einzelne und was n\xfctzt den neuen Nachbarinnen. Manchmal reicht also eine Plauderei am Zaun, um Vorurteile abzubauen, Fremdheitsgrenzen zu \xfcberwinden und aus einer trockenen Tagesschaukriegsnachricht eine herzliche Beziehung werden zu lassen.