War fruher alles besser?

Published: May 23, 2023, 8:55 a.m.

Bei Familienfesten habe ich immer mit Begeisterung den Omas und Opas und Tanten und Onkeln zugeh\xf6rt, wenn sie von vorherigen Zeiten erz\xe4hlt haben. V\n\non den Familiengeschehnissen, von Krieg und Nachkriegszeit, von Aufbau und Neubeginn, von Kindern und Enkeln und strengen Lehrern und Lehrmeistern. Und am Ende kommt immer diese tolle Erkenntnis, dass es harte Zeiten waren, aber auch sch\xf6n. Und aus diesen Erz\xe4hlungen kommt immer die Gelassenheit, die sehr alte Menschen ausmacht: wir haben schon so viel geschafft und ausgehalten, wir haben soviel schon ertragen und getragen, und das was jetzt kommt, das schaffen wir auch. Das hat nichts mit Verkl\xe4rung zu tun und dem "fr\xfcher war alles besser".\n\nEs hat damit zu tun, dass es in der Zeit, wo es geschieht oft schwer und kaum zu ertragen und fast \xfcber die Kr\xe4fte geht. Aber in der R\xfcckschau versteht man pl\xf6tzlich, wie gut sich alles gef\xfcgt und gewendet hat und wieviel Hilfe die Familie, die Nachbarn, das Dorf, die Gemeinde gegeben hat. So \xe4hnlich geht es mir in meiner Ordensgemeinschaft. Wenn wir, wie zur Zeit, im Provinzkapitel versammelt sind, ist immer auch Zeit, den Weg der Gemeinschaft seit der Gr\xfcndung vor 160 Jahren nachzuerz\xe4hlen.\n\nUnd ich sp\xfcre immer dieselbe Verbl\xfcffung: wie aus kleinen Anf\xe4ngen mit drei jungen Frauen ein Riesenwerk entstanden ist, das durch Kulturkampf und Vertreibung, durch 2 Kriege und die spanische Grippe, die Zwischen- und Nachkriegszeit, die deutsche Teilung und das vatikanische Konzil, die Wiedervereinigung und so weiter und so weiter gegangen ist. Und immer wieder haben sich Menschen gerufen gef\xfchlt, diesen Weg des Christseins zu gehen und vor Gott und f\xfcr die Menschen zu leben.\n\nUnd wenn ich die ganz alten Schwestern frage, wie das alles zu schaffen war, dann kommt oft das eigene Erstaunen durch: "ja, mit Gottes Hilfe, mit seinem Geist, mit der Hilfe meiner Schwestern" so ungef\xe4hr wie: ich wei\xdf nicht so genau. Es hat sich gef\xfcgt. Ein Steinchen des Mosaiks hat ans andere gepasst und im Nachhinein sieht man das gro\xdfe Werk, und wei\xdf nicht, wie es geworden ist. Ich finde das wunderbar entlastend. Ich brauche heute nur tun was dran ist, dass dann mit viel Liebe und Engagement tun und dann im Vertrauen leben, dass Gottes Geist es richten wird, zum Wohl der Menschen und zur Ehre Gottes.