Uber die festgefahrenen Strukturen hinausgehen

Published: Oct. 14, 2022, 4 a.m.

Morgen denken wir in der Kirche an die gro\xdfe Teresa von Avila, aber ich finde diese Frau so genial, dass ich sehr gerne schon heute von ihr erz\xe4hlen m\xf6chte.\n\nTeresa hat einfach getan, was f\xfcr junge Frauen ihres Standes vor 500 Jahren ziemlich normal war. Sie ist ins Kloster gegangen, in ihrer Heimatstadt Avila in Spanien. Aber eigentlich hat sie nur ihren Aufenthaltsort ge\xe4ndert. Sie hat das gleiche, gut beh\xfctete Leben ihres Standes im Kloster weitergef\xfchrt. Hat die \xfcblichen Gebetszeiten und auch die Arbeitszeiten eingehalten, hat aber auch viel Besuch bekommen und viel Zeit in angeregtem Austausch im Sprechzimmer verbracht. Erst nach fast 20 Jahren dieses nicht sonderlich geistlichen Lebens gehen ihr pl\xf6tzlich mit Macht die Augen auf: sie sieht eine Statue mit dem Antlitz des leidenden Jesus zum ersten Mal richtig bewusst und sp\xfcrt pl\xf6tzlich, welches oberfl\xe4chliche Leben sie bisher gef\xfchrt hat. Schlagartig krempelt sie ihr Leben um. Sie beschlie\xdft, in der Freundschaft mit diesem Jesus zu leben. 22 neue Kl\xf6ster hat sie gegr\xfcndet und das geistliche Leben in vielen anderen Kl\xf6stern und in der gesamten Kirche ringsum neu belebt und reformiert \u2013 weg von statischen Gebetsweisen hin zum lebendigen Leben mit Gott und dem Gebet aus dem tiefsten eigenen Herzen. Ihr war sehr klar, dass zum geistlichen Leben viel Verstand und Vernunft und zur Heiligkeit, also dem Heilsein in Gott, unendlich viel Humor geh\xf6rt. Aber was mich am meisten sprachlos macht ist ihr ziemlich w\xfctender Vorwurf der da lautet: "Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Menschen zur\xfcckst\xf6\xdft, nur weil es sich um Frauen handelt." Dieser Ausspruch von ihr ist fast 500 Jahre alt und k\xf6nnte aus dem Heute stammen. Das haut mich echt um.\n\nSie hat trotz oder wegen dieser Ignoranz der Kirche gegen\xfcber den Frauen das Allerbeste aus ihrer zweiten Berufung gemacht und all ihre Kraft, ihre Weitsicht und Klugheit, ihre Fr\xf6mmigkeit und ihre Liebe zu Gott dazu genutzt, viele tausend Menschen n\xe4her zu Gott und zu einem Leben nach dem Evangelium zu motivieren und Kl\xf6ster zu gr\xfcnden, die das \xfcber Jahrhunderte immer weiter gelebt und das Christentum weit \xfcber das alte Europa hinaus verbreitet haben.\n\nMir scheint diese gro\xdfe Frau eine wirkliche Protagonistin unserer heutigen Zeit f\xfcr uns Frauen in der Kirche zu sein: leben und nutzen wir heute unseren Glauben und unsere M\xf6glichkeiten, um Frauen und M\xe4dchen f\xfcr die Freundschaft mit Gott zu gewinnen, die \xfcber die festgefahrenen Strukturen der heutigen Kirche hinausgehen und die wahre Kraft des Evangeliums zu den Menschen zu bringen.