Ein Chanukka-Leuchter steht auf der Fensterbank und das Foto zeigt, dass am Haus auf der anderen Stra\xdfenseite die Hakenkreuzfahnen wehen. Eine entz\xfcckend sch\xf6ne Puppe im Stil ihrer Zeit sitzt in einer Vitrine, das H\xf6rrohr eines Professors liegt fast achtlos da, ein wunderbar emaillierter Kinderkochherd mit T\xf6pfen und Sch\xfcsseln l\xe4dt zum Spielen ein, die Abendtasche einer jungen Frau wird gleich mit in die Oper genommen.\n\n16 verschiedene, normale Gegenst\xe4nde des Alltags sind im Bundestag ausgestellt anl\xe4sslich des 70 Jahrestages der Gedenkst\xe4tte Yad Vashem. Und an jedem Gegenstand h\xe4ngt eine Geschichte.\n\nEine Geschichte von j\xfcdischen Mitb\xfcrgern, die in den Jahren des Nationalsozialismus immer mehr unterdr\xfcckt und ausgegrenzt worden sind denen aber, im Gegensatz zu Millionen ihrer Mitb\xfcrger, die rechtzeitige Flucht gelungen ist. Und da es in den meisten F\xe4llen keine normale Auswanderung in Friedenszeiten war, sondern unter h\xf6chster Geheimhaltung und Not organisierte Flucht, desto mehr beeindrucken mich diese Alltagsdinge, die Menschen unbedingt mitnehmen mussten. Dinge die ihre Identit\xe4t ausgemacht haben, die vielleicht Erbst\xfccke einer langen Familientradition waren, Geschenke oder einfach die Sachen, die die Menschen um sich haben wollten.\nBei dieser Ausstellung, die nicht das millionenfache Morden an den Juden durch die Nazis zum Thema haben, sondern 16 gerettete Gegenst\xe4nde von 16 geretteten Familien, wird unglaublich klar, was millionenfach verloren gegangen ist: die Liebe zu den kleinen Dingen des Alltags, zu den famili\xe4ren Traditionen, zu dem, was Menschsein ausmacht.\n\n"Erinnern hei\xdft, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird." Dieses Zitat von Richard von Weizs\xe4cker in seiner Rede 1985, kann helfen, sich an diesem 27. Januar an all das Schlimme in unserer Vergangenheit zu erinnern, aber auch, mit diesem Erinnern vor Augen zu behalten, dass es immer Arbeit bleibt, dass so etwas nie wieder geschehen darf.