Es gibt viele Wallfahrtsorte, die sehr bekannt sind und zu denen viele Menschen wallfahren: Kevelaer und Alt\xf6tting, nach Vierzehnheiligen oder zum K\xf6lner Dom. Aber es gibt sehr kleine Orte, die nur im Umkreis bekannt sind und nur ein- oder zweimal im Jahr richtig viel besucht werden. Einer dieser Orte ist das Kl\xfcschen Hagis im Eichsfeld, wo auch in diesem Jahr wieder am Himmelfahrtstag die M\xe4nnerwallfahrt stattgefunden hat. Die M\xe4nnerwallfahrt in diesem Jahr greift das aktuelle Bed\xfcrfnis nach Frieden in einer zunehmend unruhigen Welt auf. Die Menschen erleben Unfrieden in verschiedenen Bereichen ihres Lebens, sei es in der Arbeit, in der Nachbarschaft oder im famili\xe4ren Umfeld. Das Motto "Selig, die Frieden stiften!" will Mut machen, den Frieden im pers\xf6nlichen Umfeld zu suchen und zu leben in der Hoffnung auf einen von Gott geschenkten Frieden.1956 n\xe4mlich, als sich immer mehr herausgestellt hat, dass sich die Teilung unseres Landes verfestigen w\xfcrde und der Sozialismus immer kirchenfeindlicher geworden ist, haben einige mutige M\xe4nner diese Wallfahrt ins Leben gerufen. Und sie wurde der j\xe4hrliche H\xf6hepunkt f\xfcr oft mehr als 20.000 M\xe4nner und Jugendliche. Gemeinsam als Christen in einem feindlich gesinnten Umfeld zusammenstehen, Gottesdienst feiern und sich im Glauben st\xe4rken lassen, war eine starke Botschaft. Die Themen der Wallfahrten \xfcber diese 68 Jahre hin lassen deutlich sp\xfcren, was gerade gesellschaftlich relevant war: 1957 "Ihr sollt meine Zeugen sein", 1962, nach dem Bau der Mauer "L\xf6scht den Geist nicht aus", 1972 nach der Unterzeichnung der Schlussakte von Helsinki "Christen verantworten gemeinsam", 1989, als die politische Situation in der DDR im schwieriger wurde "Die Freude am Herrn ist unsere St\xe4rke", 1990, im Jahr des gro\xdfen Umbruchs in Deutschland "Preiset Gott, den Herrn, zu jeder Zeit", um nur einige zu nennen.Einer der wichtigen Aspekte auf dieser Wallfahrt ist immer die Predigt des jeweiligen Bischofs: Es geht immer um die politische und gesellschaftliche Situation im Land, Missst\xe4nde werden benannt und Ermutigungen f\xfcr das Leben aus dem Glauben im Alltag gegeben. Das war zu Zeiten der DDR-Diktatur \xfcberlebensnotwendig, damit die Christen mutig und gest\xe4rkt weitergehen konnten. Interessanterweise ist die Wallfahrt nie verboten worden. Das haben die Staatsverantwortlichen nicht gewagt. Vielen M\xe4nnern ist bei vielen Wallfahrten deutlich geworden, dass Christsein immer eine politische Dimension hat: um Gottes Willen f\xfcr die Menschen da sein, auch wenn es unbequem und gef\xe4hrlich ist. Der gesellschaftliche Aspekt des Evangeliums wurde f\xfcr viele Menschen hier erst richtig deutlich. In diesem Jahr hie\xdf das Leitwort also "Selig, die Frieden stiften!". Das ist doch ein gutes Wort auch in Ihren und meinen Tag heute.