Bei einem Spaziergang rund um den Dom in Magdeburg habe ich einige nette kleine Gesch\xe4fte entdeckt, die mich wirklich entz\xfcckt haben. Am meisten das "Fabularium" allein das Wort, dann die h\xfcbsche Fassade und klein aber fein wirkende Auslage haben mir Herz und Seele erfreut. "Fabularium\u2013 Fachgesch\xe4ft f\xfcr wohlsortierte Buchstaben" welch ein so anderer Ausdruck f\xfcr einen schn\xf6den Buchladen. Fabulieren im Sinn von erz\xe4hlen, dichten, ausmalen, plaudern ergibt eine sch\xf6ne Beschreibung dessen, was in den ausliegenden und angebotenen B\xfcchern geschrieben ist. Und wer B\xfccher liebt, wird meine Freude daran verstehen.\n\nUnsere anschlie\xdfende Domf\xfchrung hat dann au\xdfen herum begonnen und mit sachkundigen Hinweisen konnte man gut die verschiedenen Bauetappen und sogar Baustile und Ver\xe4nderungen der Konzeption und Ausf\xfchrung des Baues erkennen. Und beeindruckend f\xfcr mich war der Spaziergang durch den Kreuzgang. In jeder Ecke, in der man den rechten und linken Gang sehen konnte, konnte man die Weiterf\xfchrung und Entwicklung des Baustils vom romanischen zum gotischen hin deutlich erkennen. Von 1209 bis 1520 dauerte der Bau und alle neuen Einfl\xfcsse in Architektur, Kunst und kirchlichem Leben, Glauben und Denken flossen in diesen Bau ein.\n\nEine, eigentlich so nebenbei fallengelassene Bemerkung des Priesters, der uns gef\xfchrt hat, hat mich dann sehr besch\xe4ftigt. "Immer hat sich die Kirche ver\xe4ndert und immer hat sich ihr \xe4u\xdferes und inneres Bild von dem pr\xe4gen lassen, was in der Zeit geschah und wie Menschen ihr Leben und ihren Glauben gesehen, gelebt und niedergeschrieben haben \u2013 nur wir heute denken immer, die Kirche w\xe4re fertig und nichts m\xfcsse sich mehr \xe4ndern." Das war nicht fabuliert \u2013 nicht fantasiert, erz\xe4hlt, erfunden, ausgemalt, erdichtet oder ausgeplaudert. Es war eine Feststellung, die ein tiefes Ringen und die gro\xdfe Sorge um die Kirche heute deutlich gemacht hat. Fr\xfcher in der Baugeschichte dieses Domes, waren es Kaiser und K\xf6nige, F\xfcrsten und Heerf\xfchrer, die die Geschicke der Menschen und der Kirche bestimmt haben. Und sehr wenig ist in den gro\xdfen Geschichtsschreibungen der V\xf6lker von den einzelnen Menschen, von den glaubenden M\xe4nnern und Frauen der Kirchen die Rede.\n\nUnd heute? Gerade in dieser Zeit des Ukrainekrieges, der gro\xdfen Fl\xfcchtlingswelle aus diesem Land zu uns wird mir deutlich, dass alle, die, die sich um die Gefl\xfcchteten, die Frauen und Kinder, die Alten und Kranken ganz uneigenn\xfctzig k\xfcmmern, die Gestalt unseres Landes und unserer Kirche mal wieder sehr offensiv ver\xe4ndern. Nicht fabulieren und reden, nicht ausdiskutieren und Papiere und Leitlinien erarbeiten, sondern anpacken, helfen, Not lindern, Menschen aufnehmen, ein Dach \xfcberm Kopf geben, Sprache beibringen und Sicherheit geben. Lieben eben und barmherzig sein.