Am Sonntag am sp\xe4ten Nachmittag hat mich mein Katholisch-Sein hier im Sauerland mal wieder verbl\xfcfft. Oder eher, das Katholisch-sein vieler meiner Mitb\xfcrger.\n\nImmer zum 2. Juli, zum Fest der Begegnung Marias mit ihrer Cousine Elisabeth, geht seit 264 Jahren, seit den Wirren des Siebenj\xe4hrigen Krieges, die Fu\xdfwallfahrt von Olpe zum Gnadenbild nach Werl. Drei Tage lang durch Wald und Flur, durch Berg und Tal, bei Wind und Wetter gehen viele Pilger dorthin. Mit all den Anliegen der Stadt, der Kirche, der Welt und ihren sehr eigenen, oft verborgenen Sorgen und N\xf6ten.\nUnd am sp\xe4ten Sonntagnachmittag kommen sie dann zur\xfcck, mit dem Bus und mit Autos und dann l\xe4uten alle Glocken zum Festempfang und vor der Kirche stehen schon viele, die den Heimkehrenden Beifall klatschen und in der Kirche noch viel mehr Leute und dann brausende Orgelkl\xe4nge und festlicher Einzug und viele Leute mit Tr\xe4nen in den Augen.\n\nDas Kreuz wird vorangetragen, die Fahnentr\xe4ger danach und dann die gro\xdfe Gruppe der WallfahrerInnen. Ich bin echt verbl\xfcfft. Wir Deutschen sind doch eher nicht so gef\xfchlsbetont und eher trocken und sachlich unterwegs. Aber hier und heute ist es anders.\n\nIn der Abschlussandacht der Wallfahrt hat der Diakon \xfcber Maria, die couragierte Frau gesprochen, die sich einmischt und sich selbst von Jesu schroffer Abwehr nicht davon abhalten l\xe4sst, f\xfcr die Hochzeitsleute zu bitten, deren Weinvorrat echt zu fr\xfch ausgetrunken war. \xa0\n\nDie F\xfcrbitten waren nochmal die Zusammenfassung der Bitten der Wallfahrer. Und ganz zum Schluss, hat der Wallfahrtsleiter noch ein kurzes Schlusswort gesagt, sich bedankt und ein paar Erinnerungen geteilt und dann, die n\xe4chste Verbl\xfcffung, hat er ein Magnificat gesungen und alle, die in der Kirche waren, haben den Refrain mitgesungen.\n\nEs hat mich ber\xfchrt und mitgenommen, wie man so sagt. Wenn ein gestandener Mann, dem man die Anstrengung der letzten Tage deutlich angemerkt hat, das Lied singt, dass die junge, schwangere Maria damals gesungen hat, und wo es auch darum geht, die M\xe4chtigen vom Thron zu sto\xdfen und die Niedrigen zu erh\xf6hen, dann hat das eine sehr eigene Wirkung.\n\nDa haben die vielen Leute in der Kirche gesp\xfcrt, dass es diesem Mann echt ein Anliegen war und er sehr deutlich davon gesungen hat, dass mit dem Vertrauen auf diesen Gott, alles im Leben m\xf6glich und zu schaffen ist.\nSelbst die etwas s\xfc\xdfen Marienlieder, deren Melodien so vertraut, aber deren Texte eigentlich nicht mehr passen, konnten diesen sehr ungew\xf6hnlichen Eindruck nicht tr\xfcben.