Thomas ist die ganze Zeit mit den anderen J\xfcngern und J\xfcngerinnen mit Jesus unterwegs gewesen, hat ihn mitrei\xdfend predigen geh\xf6rt, gesehen wie er gelebt, gebetet, gelitten, geglaubt hat, hat mit ihm gegessen und getrunken und Feste gefeiert. Er hat die Wunder erlebt, die in den drei Jahren geschehen sind und alle verbl\xfcfft haben. Er ist aber, wie fast alle seiner Kollegen in Panik gefl\xfcchtet, als dieser Jesus, an den er geglaubt hat, gepeinigt und gekreuzigt wird. Und dann soll er wieder Auferstanden sein? Echt jetzt? Die anderen Apostel haben ihn lebend gesehen und erz\xe4hlen es ihm. Aber das geht Thomas jetzt wirklich zu weit. Er entgegnet ihnen \xe4rgerlich und schroff: Wenn ich nicht die Male der N\xe4gel an seinen H\xe4nden sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der N\xe4gel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.\n\nBasta. Dieses Basta, dieses "Dann glaube ich nicht" ist die gro\xdfe Frage des Thomas nach dem, was er denn noch glauben kann und will. Wir sagen schnell "der ungl\xe4ubige Thomas". Aber eigentlich ist es eher anders: Weil er glauben m\xf6chte, hat er Zweifel. Nur wer wirklich glaubt, hat auch Zweifel. Und acht Tage sp\xe4ter ist er doch wieder mit den anderen zusammen. Und Jesus kommt dazu und spricht ihn an: Leg Deine H\xe4nde in meine Wunden und sei nicht ungl\xe4ubig, sondern gl\xe4ubig. Weil Jesus die Zweifel des Thomas ernst nimmt und kennt, kann er ihm genau die Zeichen geben, die er braucht, um Glauben zu k\xf6nnen. Er darf es quasi be-greifen \u2013 anfassen \u2013 antippen \u2013 erf\xfchlen und damit verstehen. Und dann kommt das eigentlich Gro\xdfe dieses angeblichen Zweiflers. Er kann ganz beeindruckt bekennen und trotzdem ganz einfach sagen: Mein Herr und mein Gott. Er sagt nicht: Du bist der Herr und Gott. Er bekennt: mein Herr und mein Gott.\n\nF\xfcr mich ist das Beispiel des Thomas gerade im Moment der Krise der Kirchen eine Antwort: Kann ich sagen und bekennen: mein Herr und mein Gott? Da ist nicht der perfekte, strahlende, zweifelsfreie Glaube gemeint, der \xfcber allem schwebt und durch keine Katastrophe angefragt werden kann, sondern der oft haltlose, der zweifelnde, der verzweifelte aber immer suchende Glaube, auf der Suche nach meinem Herrn und meinem Gott.