Maria, nur lieb und demutig?

Published: May 9, 2023, 7:52 a.m.

Der Monat Mai ist seit jeher der Gottesmutter Maria geweiht. Weil man diese junge Frau mit Sch\xf6nheit und Reinheit assoziiert, ist das sehr gut nach zu vollziehen. Der Mai mit dem aufbrechenden Gr\xfcn und der vollen Bl\xfctenpracht der B\xe4ume, Str\xe4ucher und Blumen, mit der beginnenden w\xe4rmeren Jahreszeit und den sonnigeren Tagen, ist f\xfcr viele Menschen, nach dem dunklen kalten Winter der Inbegriff von sch\xf6n, neu und erl\xf6send.\nAls Kind habe ich noch Maiandachten an jedem Abend in der Kirche und den immer sch\xf6n geschm\xfcckten Maialtar im Kinderzimmer erlebt. Die Marienlieder waren sch\xf6n und gef\xfchlvoll und romantisch und die Texte und Gebete f\xfcr alle Not- und\xa0 Erfreuungslagen der Menschen geeignet.\nIrgendwann still und leise, aber immer stetiger, kamen immer weniger Menschen zu diesen Andachten und in den letzten Jahren, fielen sie in den meisten Orten deshalb aus.\n\nWarum?\n\nIch denke, dass viele Gl\xe4ubige gesp\xfcrt haben, dass es nicht mehr passt: das Gef\xfchlvolle und Romantische, dass F\xfcrsprechende- und Mittlerinseiende der Gottesmutter. Diese Art der Fr\xf6mmigkeit ist zu einer Zeit entstanden, wo sich kaum jemand gewagt hat, sich mit seinen Sorgen, Freuden und N\xf6ten direkt an Gott zu wenden und stattdessen einen Mittler und F\xfcrsprecher brauchte.\n\nAber es gibt auch die andere Seite: was hat diese Form der Verehrung mit dem Bild der Gottesmutter gemacht? War sie tats\xe4chlich nur lieb, freundlich, betend, dem\xfctig, untergeordnet, das bestehende Herrschaftssystem zementierend?\n\nAus den Berichten in der Bibel ergibt sich ein ganz anderes Bild von Maria: eine starke junge Frau, die sich traut, Gottes Pl\xe4ne anzufragen, zu kl\xe4ren und dann mit zu tragen. Eine Frau die es wagt zu sagen, dass dieser Gott die M\xe4chtigen vom Thron st\xfcrzen wird und die Niedrigen erh\xf6hen wird, von Generation zu Generation, die leidenschaftlich, stolz, hingerissen und begeistert von Gottes Taten berichtet.\n\nEine Frau, die durch alle H\xf6hen und Tiefen eines menschlichen Lebens gegangen ist und trotzdem unbeirrbar an ihrem Gott festgehalten hat, auch wenn gerade sie alles anders erlebt hat, als sie sich h\xe4tte tr\xe4umen lassen.\n\nIch finde, je mehr ich dieses Bild dieser Frau vor mir habe, desto mehr kann ich mit ihr vor Gott treten und quasi an ihrer Hand meinen Weg der Nachfolge ihres Sohnes gehen.