"Maria, Mutter, Friedenshort"

Published: May 9, 2022, 4:04 a.m.

Einer unserer brasilianischen Mitschwestern habe ich vom 8. Mai, dem Tag der Befreiung 1945 erz\xe4hlt. Ihre erste Frage dazu war: ist das jetzt also in Deutschland ein Feiertag? Nein, das ist es nicht. Und ich habe versucht ihr zu erkl\xe4ren, dass es vierzig Jahre gedauert hat, bis Bundespr\xe4sident Richard von Weizs\xe4cker in seiner Rede im Bundestag 1985 ganz klar sagen konnte: "Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute f\xfcr uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft."\n\nDass solche Tage uns aber auch erinnern, dass wir \xfcber 70 Jahre Frieden hatten, und dass es nicht so selbstverst\xe4ndlich ist, zeigen uns die vielen Kriege weltweit und jetzt so nah in der Ukraine. Es gibt ein Lied, dass 1948 der G\xf6rlitzer Tischler und Bildhauer Georg Schr\xf6ter geschrieben hat, in dem er die geistliche Situation, die Not der damaligen Nachkriegszeit ausdr\xfcckt:\n\nMaria, Mutter, Friedenshort! Wir kommen in bedr\xe4ngten Tagen\nund bitten dich, ein Mutterwort f\xfcr uns bei deinem Sohn zu sagen.\n\nSei du um uns wie ein Gebet, vor dem die St\xfcrme knien m\xfcssen.\nWenn deine Bitte mit uns fleht, kann sich dein Sohn uns nicht verschlie\xdfen\n\nDu wei\xdft, was uns im Herzen bebt an gl\xe4ubigem und k\xfchnem Wagen.\nWenn deine Hand die Schatten hebt, wird uns ein Fest der Gnade tagen.\n\nDein Haus ist wie ein Lobgesang, in dem die stummen Steine beten.\nAll unser Bitten wird zum Dank und schweigt von seinen dunklen N\xf6ten.\n\nDein Mantel ist ein goldnes Zelt, gewebt von m\xfctterlicher Liebe.\nBreit ihn als Heimat um die Welt, dass keiner ohne Mutter bliebe.\n\nDein Kind ist unser Himmelreich, das Licht von tausend klaren Sonnen\nkommt doch nicht seinem Glanz gleich, sein Herz verschenkt uns alle Wonnen.\n\nGib, dass wir unser Pilgersein in deines Kindes Licht vollenden.\nH\xfcll uns in deinen Mantel ein und f\xfchre uns an deinen H\xe4nden.\n\nMaria, Mutter, K\xf6nigin, im Jubel der erl\xf6sten Ch\xf6re\ngibt unser Herz als Lied sich hin: dir, Mutter, und dem Sohn zur Ehre.