In diesen Tagen vor Pfingsten, ab dem Fest der Himmelfahrt Jesu, beten manche Leute die Novene, die Andacht um das Kommen und Wirken des Heiligen Geistes. Ich bete und singe in den Tagen sehr gern die Pfingstsequenz aus dem Gotteslob. Die Version, die im vorigen Gotteslob war, ist im Rhythmus aller gregorianischen Ges\xe4nge in einer flie\xdfenden Taktung \u2013 ernst, getragen und dr\xe4ngend.\n\nAls wir es jetzt mit dem Konvent singen wollten, haben wir ihn automatisch so gesungen, also wie immer. Sp\xe4ter ist mir erst aufgefallen, dass die Sequenz im Dreivierteltakt angegeben ist. Ich habe schallend gelacht bei der Vorstellung, die ernsthafte Bitte um Gottes Geist im Walzertakt zu singen. Aber dann: Wieso eigentlich nicht? Wenn ich so unseren gesellschaftlichen und kirchlichen Diskurs im Moment anschaue, ist alles irgendwie schwer und m\xfchsam: Unz\xe4hlige Sitzungen und Arbeitsgruppen, jahrelang wird an Positionspapieren und Aktionspl\xe4nen gearbeitet, die am Ende kaum jemand liest und noch weniger beachtet, weil sie l\xe4ngst \xfcberholt und am jetzigen Thema vorbei sind.\n\nDa hilft doch so ein fr\xf6hlich gesungener und noch viel besser, getanzter Hymnus mal echt weiter. Vielleicht ist die Bitte um die Gaben des Geistes immer so zaghaft, weil wir ein bisschen ahnen, dass da zusammen mit Gottes Geist etwas gehen k\xf6nnte.\nIn den vielen Interviews vom Katholikentag in Stuttgart habe ich immer wieder geh\xf6rt, dass er als belebend wahrgenommen worden ist. Es ist belebend, sich endlich wieder mit vielen live und in Farbe zu treffen, zusammen zu beten, Gottesdienst zu feiern, zu singen, zu tanzen, zu diskutieren, nachzudenken, miteinander, statt \xfcbereinander zu reden und Gott zuzutrauen, dass er mit seinem belebenden Geist, mitten unter uns ist und f\xfcr Frische und Lebendigkeit sorgt.\n\nFr\xfcher habe ich immer gelacht, wenn ich das Wort "Luftkurort" als Beinamen f\xfcr eine Stadt gelesene haben. Aber Kur: Curare - hei\xdft: Sorge tragen f\xfcr\u2026, also kuriert werden k\xf6nnen. Und ein Luftkurort ist dann der Ort, der saubere Luft hat, der den Atem beruhigt. So k\xf6nnte also Pfingsten der Luftkurort f\xfcr die Kirche sein: der f\xfcr die Kirche Sorge tr\xe4gt, der f\xfcr frische, gesunde Luft sorgt, der den inneren Atem der Seele vertieft und die Hetzjagd nach neuen Ideen und Programmen ein bisschen beruhigt.