Dieser Tage ist in einem Gottesdienst ein Lied gesungen worden, das mir sehr gef\xe4llt, aber vielen Leuten nicht so bekannt ist. Es singt von der Mitte des Jahres und ich war ein bisschen erschrocken, dass es tats\xe4chlich so ist: wir haben die Mitte des Jahres schon fast erreicht und in ein paar Tagen geht es abw\xe4rts: nur mit dem Jahr, versteht sich.\n\nIn der ersten Strophe hei\xdft es: "Das Jahr steht auf der H\xf6he, die gro\xdfe Waage ruht. Nun schenk uns deine N\xe4he und mach die Mitte gut. Herr, zwischen Bl\xfchn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin." Mir gef\xe4llt es sehr, dass hier die Bitte an Gott gerichtet wird, die Mitte gut zu machen.\n\nMeist bitten wir Gott am Anfang eines Lebens, oder bei bestimmten festlichen oder schwierigen Anl\xe4ssen oder wenn es um Sterben und Tod geht. Die Mitte gut machen kann also bedeuten, die Fr\xfcchte der Felder und G\xe4rten und W\xe4lder und Weinberge zu segnen. Aber es kann auch hei\xdfen, die Mitte unseres Lebens zu segnen und gut werden zu lassen. Wir kennen den Begriff der Midlifecrisis \u2013 der Krise in der Mitte des Lebens, wo alles irgendwie in Frage gestellt wird, wo Sicherheiten nicht mehr halten und Probleme \xfcberhand zu nehmen scheinen. Wo berufliche Krisen die t\xe4glichen Rituale nicht mehr funktionieren lassen und famili\xe4re Katastrophen Menschen aus der Bahn werfen.\n\nDer Rat, der uns in diesem Lied gegeben wird, "Herr, zwischen Bl\xfchn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin" klingt etwas fremd. Aber wenn ich darauf hoffe und daran glauben kann, dass Gott alle meine Wege mitgeht und sein Wort uns Wegmarkierung sein will, dann ist der Tipp nicht so weltfremd.