Der heutige Gedenktag des Apostels und Evangelisten ist mit einem alten Brauch verbunden, der "Johannesminne". In meinen ersten Jahren im Kloster gab es am Johannestag einen Brauch, den ich nicht kannte und der uns jungen Schwestern ein bisschen komisch und witzig, weil eben fremd, war. Die Oberin hat eine Flasche des eigens in der Heiligen Messe geweihten Weines ge\xf6ffnet, ein Glas eingeschenkt und ist von Schwester zu Schwester gegangen und hat feierlich gesagt: "Trinke die Liebe des heiligen Johannes!"In der vorchristlichen Antike kannten die Griechen und R\xf6mer ein besonderes Trankopfer zu Ehren ihrer G\xf6tter. \xc4hnliches begegnet uns bei den Volksst\xe4mmen der Germanen. Das Mittelalter wandelte diesen uralten Brauch zu einem "Trinken zu Ehren der Heiligen" um. Bis in die j\xfcngere Zeit reichte man in der r\xf6mischen Basilika San Nicola in Carcere am Tag des gro\xdfen Volksheiligen Nikolaus Brot und Wein; die Pilger, die zur Heiligtumsfahrt nach Kornelim\xfcnster bei Aachen wallfahrteten, erhielten Kornelibrot und -wein. Aber sowohl die R\xf6mer als auch die Rheinl\xe4nder \u2013 die in ihrer Mentalit\xe4t ziemlich verwandt sind \u2013 d\xfcrften diese Form der Verehrung zu eifrig betrieben haben. In unseren Tagen muss sich der Gl\xe4ubige an beiden Orten mit Brot alleine begn\xfcgen.Es ist ein sympathischer Brauch, mit einem guten Wein anzusto\xdfen und auf den zu trinken, der so wunderbar in einem Brief gesagt hat: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm"