Gott erwartet Groes

Published: April 29, 2022, 4:04 a.m.

Heute feiern wir mit der Kirche das Fest der Heiligen Katharina von Siena. Sie muss eine unglaubliche Frau gewesen sein. Als 24. Kind einer verarmten Adelsfamilie, deren Vater dann F\xe4rber wurde, wuchs sie beh\xfctet und besch\xfctzt auf, lernt in sehr jungen Jahren die Dominikaner kennen, hat auf dem Weg zur Kirche eine Vision des verkl\xe4rten Christus und will von nun an Christus dienen und legt, fast noch ein Kind, heimlich Gel\xfcbde ab.\n\nIhre Mutter m\xfcht sich redlich, ihrer Tochter diese Flausen aus zu treiben und l\xe4sst sie im Haus als Dienstmagd h\xe4rteste Arbeit tun, um sie zur Vernunft zu bringen. Aber Katharina hat einen noch gr\xf6\xdferen Dickkopf als die Mutter und setzt sich durch. Sehr jung wird sie Dominikanerin und entflammt immer mehr in ihrer Liebe zur Kirche in einem heiligen Zorn.\n\n\xdcber die Zust\xe4nde der Kirche schreibt sie flammende Briefe, die sie mehreren Sekret\xe4ren gleichzeitig diktiert und hat keinerlei Furcht, sich mit P\xe4psten, Kaisern und K\xf6nigen anzulegen. Sie wird als ungebildete Frau, die ja damals schon gar nichts galt, vor das Kapitel der Dominikaner geladen und besteht alle noch so kniffligen Pr\xfcfungen der gelehrten M\xe4nner mit Bravour.\n\nEiner ihren vielen Briefe ist an Papst Gregor den Elften gerichtet. Der sitzt im sicheren Palast in Avignon und hat nicht die geringste Lust, zur\xfcck nach Rom in die unsichere, hei\xdfe, von P\xf6bel volle Stadt zu gehen. Aber Katharina schreibt ihm und packt ihn wohl so an seiner Ehre, dass er tats\xe4chlich zur\xfcckkehrt.\n\n\nWenn wir manchmal denken, die Situation unserer Kirche ist so schlimm wie nie, dann hilft es tats\xe4chlich oft, in die Geschichte der Kirche zur\xfcckzuschauen und zu merken, dass es oft schon gro\xdfe S\xfcnden, Vers\xe4umnisse, Fehlentscheidungen und so unglaubliche Dinge gegeben hat, die man heute lieber schamvoll verschweigen w\xfcrde. Aber es hat zu allen Zeiten, gerade auch zu ganz schlimmen Phasen der innerkirchlichen Zust\xe4nde, immer M\xe4nner und Frauen gegeben, die sich eingesetzt haben und alle ihre F\xe4higkeiten eingesetzt haben, um etwas zu tun und die Kirche wieder auf den Weg des Evangeliums zu bringen.\n\n\nKatharina von Siena war eine dieser starken Frauen, die aus Liebe zu Christus und seiner Kirche viel auf sich genommen hat, viele Menschen f\xfcr Christus gewinnen konnte, und selbst immer wieder gewagt hat, \xfcber sich selbst und die Grenzen der damaligen Zeit in Kirche und Gesellschaft hinauszuwachsen. Sie sagte damals unmissverst\xe4ndlich: "Gebt euch nicht mit Kleinem zufrieden, Gott erwartet Gro\xdfes!" Das hat seine G\xfcltigkeit nicht verloren.