Glaube und Hoffnung

Published: March 31, 2022, 4 a.m.

Ein weiterer geistlicher Abend in einer Gemeinde im Sauerland war \xfcberschrieben mit dem Wort: \u201eHoffnung st\xe4rken in scheinbar hoffnungslosen Zeiten\u201c. Zum Thema Hoffnung gibt es im deutschen Sprachgebrauch einige Formulierungen, die Sie wahrscheinlich auch kennen.\nDa gibt es das sch\xf6ne Wort von \u201eGuter Hoffnung sein\u201c, diese alte, nicht mehr gebr\xe4uchliche, aber sehr sch\xf6ne Bezeichnung f\xfcr eine Frau, die schwanger ist.\n\u201eDu bist ein hoffnungsloser Fall\u201c \u2013 ist eher Beschreibung f\xfcr jemanden, wo schon vieles versucht worden ist, aber irgendwie nichts fruchtet.\nUnd: \u201eHoffen und harren macht manchen zum Narren\u201c verspottet diejenigen, die sich gegen alles rationale Denken und Wissen, von ihrer Hoffnung, die in eine ganz andere Richtung geht, einfach nicht abbringen lassen.\n\n\nEtwas, das mich in sehr jungen Jahren zu wirklichem Erkennen gebracht hat, war eine Debatte in meinem Fachschulstudium Krankenpflege an einer staatlichen Einrichtung zu tiefen sozialistischen Zeiten. Da man auch in der DDR-Medizin und Krankenpflege nicht umhinkonnte, auch \xfcber Sterben und Tod zu reden, kam es also. Und die Dozentin, eine \xe4ltere, sehr sympathische Frau, versuchte, uns das sozialistische \u201ePrinzip Hoffnung\u201c nahezubringen, womit jeder Schwerkranke und Sterbende zu bedenken und anzuleiten sei. Ich habe dann mit ihr diskutiert, was das denn hei\xdfen soll: Prinzip Hoffnung? Wir haben debattiert und debattiert und geredet und geredet. Der Rest des Jahrgangs, mehr als 30 Studenten, h\xf6rte gespannt zu und hatte keine Idee, worum es mir eigentlich ging. Erst in dieser Debatte habe ich selbst begriffen, dass ohne den Glauben an ein Leben nach dem Tod eine Hoffnung vor dem Tod sinnlos ist. Worauf soll ich hoffen, au\xdfer vielleicht noch darauf, kurzfristige Ziele zu erreichen: Die Hochzeit der Tochter, einen runden Geburtstag, die Geburt eines Enkelkindes.\n\n\nOhne diese Debatte \xfcber die ziemlich abstruse Idee des sozialistischen Prinzips Hoffnung, w\xe4re ich erst sp\xe4ter wahrscheinlich darauf gekommen, dass Glaube und Hoffnung untrennbar miteinander verwoben sind.\nUnsere Lesung heute aus dem ersten Buch der K\xf6nige ist ein wunderbares Beispiel f\xfcr diesen Glauben und diese Hoffnung an den Gott, dem das Volk Israel geh\xf6rt.\n\n\u201eWir sind ja dein Volk, Herr, und dein Eigentum. Halte deine Augen offen f\xfcr das Flehen deines Knechtes und f\xfcr das Flehen deines Volkes Israel! Erh\xf6re uns, sooft wir zu dir rufen! Du hast uns unter allen V\xf6lkern der Erde als dein Eigentum ausgew\xe4hlt.\u201c Viele Katastrophen, Kriege und andere schwere Wechself\xe4lle des Lebens konnte das Volk nur aushalten, weil es um diesen Gott ihrer V\xe4ter wusste und auf ihn seine Hoffnung gesetzt hat.