Im Nachbardorf meines Heimatortes ist eine Eisdiele. Sie ist schon \xfcber 60 Jahre alt und ist noch immer im Familienbesitz. Der Sohn macht das jetzt schon \xfcber 40 Jahre. Sie hat einen legend\xe4ren Ruf wegen der tollen Qualit\xe4t des Eises und ist im Preis immer noch niedriger als die Anderen ringsum. Ich habe ein kleines Video gesehen und war entz\xfcckt: Wenn man hineingeht ist es drinnen so herrlich altmodisch, mit Plastikblumen und roten Kunstlederst\xfchlen, dass man sich echt wundert. Aber der Besitzer m\xf6chte es so und die Leute lieben es. Sie hat aber schon immer mehr vom Stra\xdfenverkauf gelebt als von den wenigen Sitzpl\xe4tzen innen. Das Eis wird noch handgemacht und meist gibt es nur 4 bis 5 wechselnde Sorten. Und immer, wenn ich vorbeifahre, denke ich: Oh, hier wollte ich schon immer mal halten und das Eis probieren. Und dann sehe ich die langen Schlangen der Eisliebhaber, die da vorfreudig anstehen und fahre dann doch vorbei ohne zu halten. "Das ist da immer so", sagen meine Br\xfcder, denen ich davon erz\xe4hle. Und auch sie haben deshalb dort noch nie gehalten. Man muss einen Parkplatz suchen, ein Ticket ziehen und sich an der Schlange anstellen. Ach, dann lieber nicht.\n\nWof\xfcr lohnt es sich f\xfcr Sie, heute mal anzuhalten, auszusteigen, sich in einer langen Schlange anzustellen und geduldig zu warten? Ein neu auf den Markt geworfenes Produkt, das sehr angesagt ist und alle haben wollen? Ein endlich wiederer\xf6ffnetes Museum mit einer brandneuen Ausstellung?\xa0Wenn nicht das Geld, der Preis die Frage ist, sondern die daf\xfcr aufgewendete Zeit?\n\nBei uns hier in Nordrhein- Westfalen haben jetzt die Sommerferien begonnen und da ist vielleicht auch mal Zeit, einfach das W\xf6rtchen "heute" zu benutzen. Heute werde ich das und das tun, heute werde ich jemandem eine Freude machen, heute werde ich mir einen besonderen Genuss leisten. Und \xfcber dieses "heute", dar\xfcber kann man auch wunderbar nachsinnen, w\xe4hrend man in der langen Schlange vor der Eisdiele steht und sich sehr freut, weil das k\xf6stliche Eis auch eine der wunderbaren Gaben Gottes ist, die die Menschen f\xfcr seine Menschen erfunden haben, uns zur Freude und zum Genuss f\xfcr Leib und Seele.