Ich sitze seit zwei Wochen mit gebrochenem Sprunggelenk, das fein s\xe4uberlich verplattet und verschraubt ist, zuhause und \xfcbe mich in Geduld. Noch 4 Wochen den Fu\xdf nicht belasten, nur hinstellen und ansonsten sitzen, mit einem wendigen B\xfcrorollstuhl durch die Wohnung rollen und das Treppengehen m\xf6glichst noch lange vermeiden. Aber was ist meine kleine Geduld f\xfcr ein paar Wochen im Vergleich zur erwartungsvollen Geduld von Simeon und Hannah.Maria und Josef tun ihre religi\xf6se Pflicht. Sie bringen ihren Erstgeborenen in den Tempel, um ihn Gott zu weihen und geben die vorgeschriebene Opfergabe ab. Aber dann passiert, dass der sehr alte Simeon dieses eine Kind unter den vielen Neugeborenen, die im Tempel Gott geweiht werden, dieses eine Kind als das erkennt, das bedeutsam f\xfcr sein Volk und sein eigenes Leben werden soll. Der alte Simeon wartet im Tempel auf die Erf\xfcllung einer Offenbarung. Ihm war gesagt worden, dass er nicht eher sterben werde, bis er den Messias, den Retter aller Menschen, gesehen hat. Als Maria ihm schlie\xdflich das Jesuskind in die Arme legt, stimmt Simeon ein Loblied an: "Nun l\xe4sst du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, dass du vor allen V\xf6lkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit f\xfcr dein Volk Israel."Und auch Hannah, eine sehr alte Prophetin, die seit Jahrzehnten im Tempel lebt, erkennt dieses Kind und spricht dar\xfcber zu allen, die im Tempel sind. Simeon und Hannah haben ihr ganzes Leben darauf gewartet und gehofft, dass sie es sein werden, die diesen Messias noch erleben werden, der seit hunderten von Jahren verhei\xdfen und vom Volk erwartet wird. Und ihre Hoffnung wird erf\xfcllt. Sie konnten aber nicht ahnen, dass es ein S\xe4ugling sein w\xfcrde, den sie begr\xfc\xdfen und sehen w\xfcrden. Viele haben einen F\xfcrsten, einen K\xf6nig, einen Revolution\xe4r, einen K\xe4mpfer, einen Machthaber erwartet, der das Volk von innerer und \xe4u\xdferer Fremdherrschaft erl\xf6st und befreit. Aber es ist ein Kind. Und sie erkennen ihn, weil sie sich auf Gott und nicht auf ihre eigenen Vorstellungen verlassen. Ihnen ist in diesem Kind sozusagen ein Licht aufgegangen.Beten wir heute f\xfcr uns alle in unserer Kirche genau um das: dass uns ein Licht aufgeht und wir ein bisschen mehr erkennen, wie dieser Gott liebt und lebt und wie deshalb Christsein heute gehen kann. Und dass er uns Geduld gebe zu diesem Warten auf ihn und f\xfcr all den Alltagskram, der im Moment von jedem von uns die je eigene Geduld fordert.