Ganz wach im Hier und Jetzt sein

Published: June 14, 2022, 4:04 a.m.

Heute ist der letzte Tag, der f\xfcnfte Tag der \u201eKlostertage in der Schule\u201c. Eigentlich machen wir das seit einigen Jahren im Mutterhaus. Jede sechste Klasse unserer Franziskusschule kommt f\xfcr einen Vormittag ins Mutterhaus, um das Haus, die Schwestern und die Lebensweise kennenzulernen. Ein Jahr ist es wegen Corona ausgefallen und wir wollten es nicht wegen des Umbaus weiter ausfallen lassen und machen es in der Schule.\n\nEinige Schwestern kommen mit in die Schule und es ist sehr sch\xf6n f\xfcr die Sch\xfcler*innen. Bei einer der Fragerunden hat kurz vor Ende der eingeplanten Zeit ein Junge gefragt, ob wir Schwestern auch heiraten. Alle haben gelacht. Nicht wegen der Frage, weil die hatten wir schon sehr ausgiebig besprochen, sondern weil er wohl so mit anderem besch\xe4ftigt war, dass er das \xfcberhaupt nicht mitbekommen hat. Ich kenne das auch sehr und Sie vielleicht auch:\n\nManchmal ist mit so sehr mit anderen Dingen besch\xe4ftigt, dass \xfcberhaupt nicht klar ist, was auf einmal Leute von mir wollen und ich dann vielleicht witzig oder eher peinlich und nicht ad\xe4quat antworten kann. Dieses "in der Gegenwart sein und leben und ganz wach im Hier und Jetzt sein", klingt eigentlich sehr logisch. Aber so ganz einfach ist es doch nicht.\n\nWir merken das zurzeit auch sehr in den vielen Auseinandersetzungen in unserer Kirche. Viele Christen merken, dass die Art und Weise des Christseins immer wieder neu in die Jetztzeit \xfcbersetzt und definiert werden muss - auch wenn es schmerzhafte Prozesse in der Kirche ausl\xf6st. Und vielen anderen von Ihnen scheint es viel besser, in dem zu bleiben, wie es fr\xfcher war und die sich kaum trauen w\xfcrden, dar\xfcber nachzudenken, wie der Glaube und das Kirche sein, im 21. Jahrhundert gehen kann.\n\nDie einen sagen dann, die Kirche biedert sich dem Zeitgeist an. Die anderen sagen, wir trauen dem Wirken des Geistes in der Kirche nicht nur fr\xfcher, sondern auch heute. Den einen macht es Angst, den anderen macht es Mut. Trauen wir auch in dieser Zeit nach dem Pfingstfest dem Wirken des Geistes und f\xfcrchten wir uns nicht vor dem, was werden kann, wenn er es will.