Eine besondere Karriere

Published: July 11, 2023, 4:04 a.m.

Ein junger Mann wird von seiner Familie, die ihm Gro\xdfes zutraut, zum Studium nach Rom geschickt. Zun\xe4chst f\xfchlt er sich dort gut, beginnt sein Studium und kommt gut voran. Aber dann merkt er immer mehr, dass das v\xf6llig sittenlose Leben in der Stadt ihn anwidert und er kaum noch Menschen findet, die mit ihm ein normales christliches Leben f\xfchren wollen. Zun\xe4chst geht er dann, sehr zum Leidwesen seiner Familie, f\xfcr drei Jahre als Einsiedler in eine H\xf6hle bei Subiaco. Sein damals erstaunlich konsequent christliches Leben zieht viele junge Leute an und er gr\xfcndet zw\xf6lf kleine Kl\xf6ster f\xfcr sie.\n\n529 siedelt er nach Montecassino um, dass schon bald zum Zentrum des M\xf6nchtums und der religi\xf6sen Kultur wird.\nDort schreibt er seine Klosterregel, in der er die beste monastische \xdcberlieferung des Ostens und des Westens zusammenfasste. Vertrautheit mit der Heiligen Schrift und eine reiche geistliche Erfahrung verliehen ihm die G\xfcte und Weisheit, die auch seine Regel auszeichnen. Da hei\xdft es zum Beispiel: "Wenn wir Psalmen singen, dann soll unser Herz mit dem gesungenen Wort zusammenklingen." Also nicht der sch\xf6ne Klang ist wichtig, wenn unser Herz weit davon weg ist, was wir singen oder beten. Oder: "Keiner soll nach dem eigenen Nutzen streben, vielmehr soll jeder auf das bedacht sein, was f\xfcr den andern gut ist." Das klingt also seit eineinhalb Jahrtausenden wie die Mahnung John F. Kennedys aus dem Anfang der 1960 Jahre: "Frag nicht, was der Staat f\xfcr Dich tun kann, sondern was Du f\xfcr den Staat tun kannst."\n\nDiese uralte Klosterregel ist so klug und weise, dass sie seit 1500 Jahren Bestand hat und zehntausende von M\xf6nchen und Nonnen nach ihr leben. Klugheit und Ma\xdf sind auch heute Wertma\xdfst\xe4be, die das Leben der Einzelnen aber auch der Gemeinschaften bestimmen kann. Und das hat bis heute nichts von seiner Aktualit\xe4t verloren. Und weil dieser junge Mann, den man sp\xe4ter Benedikt von Nursia nennen wird, in der Nachfolge Jesu zun\xe4chst aus der verhei\xdfungsvollen Stadt und der Universit\xe4tskarriere flieht und in f\xfcr ihn richtigen christlichen Weise leben will, zieht er so viele Menschen in seinen Bann, dass er und seine Br\xfcder die christliche Kunst und Kultur Europas pr\xe4gen und beeinflussen wird und er so von Pius XII. zum "Vater Europas", von Paul VI. zum "Schutzpatron Europas" erkl\xe4rt wird. Das ist doch mal eine Karriere.