Oh es gab Aufregung hier im Olpebachtal am Biggesee. "Jetzt wollen die da oben uns unsere sch\xf6ne Vorweihnachtszeit wegnehmen", "Nach und nach werden sie uns alles verbieten, was uns unsere Traditionen bedeuten", "Jetzt muss man aber was unternehmen, sonst machen sie bald alles kaputt, was wir \xfcber Jahrhunderte aufgebaut haben" Es war echt arg und die Kommentare auf Social Media waren haarstr\xe4ubend.\n\nAber was war eigentlich passiert? Ganz einfach: Um Energie zu sparen, werden zwei Weihnachtsb\xe4ume weniger in der Innenstadt aufgestellt und beleuchtet und die noch nicht auf LED-Lampen umger\xfcsteten Lichterb\xf6gen \xfcber den Innenstadtstra\xdfen, in diesem Advent nicht angebracht und erst f\xfcr n\xe4chstes Jahr umger\xfcstet und fit gemacht. Also eigentlich Sturm im Wasserglas. Aber ganz so einfach ist es nicht. Niemand will die sch\xf6ne Vorweihnachtszeit wegnehmen.\n\nInteressanterweise ist der Begriff der Vorweihnachtszeit eine Erfindung der Superm\xe4rkte und eine kluge Verkaufsstrategie. Die Zeit vor Weihnachten begehen Christen als Advent, als Zeit der Erwartung des kommenden Christus. Und da geht es mit Licht echt sparsam zu: ein Licht, dann zwei, dann drei dann vier. Manchmal tut es gut, solche im wahrsten Sinn des Wortes aufgeheizten Debatten mit etwas Abstand und N\xfcchternheit zu betrachten. Der Beleuchtungswahn an H\xe4usern und in Verkaufspassagen ist keine alte Tradition, die \xfcber Jahrhunderte aufgebaut worden ist \u2013 aber viele Menschen m\xf6gen es eben sehr, wenn in der kalten und dunklen Jahreszeit festliche Beleuchtung die Abende in der Stadt sch\xf6ner macht und ein wohliges, vorfreudiges Gef\xfchl erzeugt wird.\n\nIch glaube, niemand will Traditionen verbieten, aber es ist eine gute Idee, sich auf echte Traditionen zu besinnen und nochmal zu schauen, was Weihnachten eigentlich f\xfcr ein Fest ist. Und wenn mir dann bewusst wird dass da eine Familie durch die Willk\xfcr eines Kaisers durchs Land getrieben wird, in der Fremde keine Unterkunft findet und ihr Kind in einem Stall zu Welt kommt, dann wird der Verlust von etwas weniger Vorweihnachtsbeleuchtung sehr relativ. Und wenn uns dann klarer wird, dass knapp 2000 Kilometer entfernt Menschen in Krieg, Zerst\xf6rung, K\xe4lte und Hunger existieren m\xfcssen, dann bin ich dankbar, dass wir Energie, Heizung, Wasser und Lebensmittel haben.\n\n"Jammern macht gesellig - hilft aber niemandem" hat der scheidende Erzbischof Becker am Sonntag in Paderborn gesagt. Also in Geselligkeit ein bisschen jammern, gl\xfchweinselig \xfcbern Weihnachtsmarkt schlendern und dann denen helfen, die in wirklich existenzieller Not sind \u2013 egal ob hier oder in den Kriegs -und Krisengebieten der Welt. Die ganze Aufregung war also genau rechtzeitig um nochmal ins Gr\xfcbeln zu kommen, ins dankbar sein und ins helfen wollen. Echt adventlich.