Eigentlich ist es absurd, dass das Zeichen f\xfcr uns Christen seit \xfcber 2000 Jahren ein antikes Folterinstrument ist. Eine Kreuzigung, das war die schlimmste Todesstrafe, die die R\xf6mer parat hatten. Wurde man ans Kreuz geschlagen, so trat der Tod meist erst nach mehreren Tagen ein. Eine beliebte Hinrichtungsmethode f\xfcr Sklaven und Aufst\xe4ndische, die jeden abschrecken sollte, der einen Gekreuzigten sah.\n\nDass das Kreuz das Symbol der Christen geworden ist, das ist auch damals schon auf Unverst\xe4ndnis gesto\xdfen. Paulus schreibt, dass das Kreuz f\xfcr Juden ein \xc4rgernis sei, f\xfcr Heiden eine Torheit. Und dieses Folterinstrument tragen wir um den Hals, h\xe4ngen es in unsere Kirchen, und heute am Karfreitag verehren wir es sogar.\n\nDen heutigen Lesungstext aus dem Buch Jesaja, den hat der biblische Autor lange vor Jesu Zeit geschrieben. Aber er beschreibt ziemlich gut, wie Jesus wohl ausgesehen haben muss, als er am Kreuz hing. Da hei\xdft es: Viele haben sich \xfcber ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. Aber dieser gebrochene Mensch am Kreuz, der ist es, von dem wir sagen: Das ist unser Erl\xf6ser.\n\nDenn in diesem scheu\xdflichen Anblick der Kreuzigung wird deutlich: Am Karfreitag geht Gott dorthin, wo man ihn am wenigsten erwarten w\xfcrde. In die tiefsten, furchtbarsten Abgr\xfcnde der Menschheit. Man k\xf6nnte sagen: Gott geht ins Gegenteil seiner selbst. Das Leben geht in den Tod.\n\nDadurch wird der Tod nicht umgangen. Aber er bekommt durch den Karfreitag eine neue Dimension. Der Tod ist nicht mehr das schreckenvolle Ungewisse. Sondern im Tod erwartet uns Gott.\n\nDie Karfreitagsliturgie l\xe4sst einen oft unzufrieden zur\xfcck. Denn sie betont das Grauen und die Angst, die Jesus durchlitten hat. Und das ist wichtig, denn ohne diesen Karfreitag w\xe4re Ostern nicht denkbar. Aber wir wissen auch am Ende des Karfreitags: Ostern wird kommen. Der Tod hat nicht das letzte Wort, egal was passiert. Und diese Gewissheit w\xfcnsche ich Ihnen. Dass Gott auch in allem Leiden, in allem Schrecken wirklich da ist. In all dem Schrecken, der auch hier und heute passiert. Er ist da, wo man ihn am wenigsten erwartet.