Der Evangelist mit dem sozialen Schwerpunkt

Published: Oct. 18, 2023, 4:52 a.m.

Heute feiert die Kirche, feiern wir das Fest des heiligen Lukas. Er gilt als Verfasser des gleichnamigen Evangeliums und der Apostelgeschichte, auch wenn das nach der neuesten theologischen Forschung wahrscheinlich gar nicht stimmt. Aber das kennen wir ja von vielen anderen Zuschreibungen auch. Und \xe4ndern wird das vermutlich nicht viel daran, dass weiterhin diese beiden wundervollen B\xfccher im Neuen Testament dem heutigen Tagesheiligen zugeschrieben werden.\n\nWas mich an den Lukas-Texten so fasziniert, ist ihre soziale Ausrichtung. Das Lukas-Evangelium ist das einzige der vier kanonischen Evangelien, das die Kindheitsgeschichte Jesu beinhaltet. Was w\xe4re der Heilige Abend ohne diese herzzerrei\xdfende Erz\xe4hlung von Maria und Josef, die in einem Stall \xfcbernachten m\xfcssen, weil in der Herberge kein Platz ist? Jesus kommt mitten in unserer kalten Realit\xe4t, in unserem Chaos zur Welt. Um wem wendet sich Jesus als Erwachsener im Lukasevangelium zu? Es sind gerade hier die Armen, die Verachteten und die Verlassenen, die seine N\xe4he sp\xfcren. Das Gleichnis vom reichen Prasser, der in Saus und Braus lebt, w\xe4hrend an seiner T\xfcrschwelle der arme Lazarus liegt und Hunger leidet, das findet sich nur bei Lukas. Mir gef\xe4llt dieser starke soziale Aspekt in diesen Texten, der auch heute von seiner Aktualit\xe4t nichts verloren hat. Was geht es uns hier in Mitteleuropa gut, w\xe4hrend an den Au\xdfengrenzen Menschen unter unw\xfcrdigen Bedingungen leben m\xfcssen.\n\nAber Gott l\xe4sst die Armen und Ausgegrenzten nicht allein. "Er st\xfcrzt die M\xe4chtigen vom Thron und erh\xf6ht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und l\xe4sst die Reichen leer ausgehn", singt Maria im Magnificat, auch ein Text aus dem Lukasevangelium. Und jeden Morgen im Morgengebet beten wir einen weiteren wundervollen Gesang aus diesem Evangelium, das Benedictus. Da singt Zacharias, der Vater von Johannes dem T\xe4ufer: "Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der H\xf6he, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens." \u2013 Wie aktuell doch diese knapp 2.000 Jahre alten Texte sind! Aber sind sie nicht auch furchtbar naiv, wenn wir uns die Realit\xe4t anschauen?\n\nIch glaube, dass Lukas realistisch genug war. Sein Evangelium und seine Apostelgeschichte sind zugleich eine Botschaft an uns, n\xe4mlich dass es an uns liegt, diese Welt menschlicher und sozial gerechter zu machen. So wird das Reich Gottes dann auch sichtbar.