"Das Leben hat den Tod erwurgt"

Published: May 4, 2022, 4:04 a.m.

Vor unserer Haust\xfcr haben wir meistens eine Schale mit Blumen oder Gr\xfcnpflanzen, die so der Jahreszeit entsprechend sch\xf6n sind. Im Moment bl\xfchen noch ein paar Primeln und f\xfcnf richtig \xfcppige Hyazinthen. Sie str\xf6men einen bet\xf6renden Duft aus und man schaut automatisch zur Quelle dieses Duftes. Und mittendrin steckt ein Ast mit sch\xf6nen bemalten bunten Ostereiern. Manchmal fragen dann Passanten: Ach, sie haben ja noch Osterdeko hier. Ostern ist doch schon lange vorbei.\n\nUnd dann kommen wir, wenn Zeit ist, in die sch\xf6nste Plauderei \xfcber Ostern und seine Zeit, \xfcber die Neigung vieler Leute, zwar vieles schon lange vorher zu schm\xfccken und es dann sp\xe4testens am zweiten Tag wegzuwerfen und auch dar\xfcber, was es denn hei\xdft, wenn wir sieben Wochen Ostern feiern.\n\nMeistens ist dann komplette Verwirrung angesagt und die Frage nach dem Sinn des Osterfestes und des Glaubens an die Auferstehung. In einem unserer Osterlieder im Gotteslob steht eine witzige Zeile, \xfcber die ich immer lachen muss, weil es so drastisch ist. Da hei\xdft es zun\xe4chst:\n\n\u201eDer Glaube ist nun fest verb\xfcrgt, die H\xf6lle ist bezwungen.\u201c Aber dann hei\xdft die zweite Zeile: \u201eDas Leben hat den Tod erw\xfcrgt, das Lamm den Sieg errungen.\u201c \u201eOh je\u201c, denke ich dann beim Singen, weil ich mir das dann immer bildlich vorstelle und v\xf6llig aus dem gesungenen Takt gerate. \u201eOh je\u201c, wenn schon wir, die wir in den Dingen des Glaubens altmodische Texte gewohnt und der Kirchensprache m\xe4chtig sind, wenn wir schon ziemlich verwundert sind, wie klingt das f\xfcr heutige Menschen?\n\nDie Gegen\xfcberstellung des Lebens und des Todes als zwei miteinander k\xe4mpfende Personen stammt aus alter Zeit, damit den Menschen deutlich wird, dass Leben und Tod real und wirklich sind und gegeneinander um das je einzelne Leben k\xe4mpfen. Mir ist bei aller komischen Formulierung und Wortbildung der Gedanke schon sehr sympathisch, dass Leben und Tod immer im Kampf sind und dass es aber durch Jesus Tod und Auferstehung gelungen ist, dem Tod quasi ein Schnippchen zu schlagen und ihn auf keinen Fall mehr gewinnen zu lassen.\n\nFranz von Assisi w\xfcrde sagen: Wer an den Auferstandenen glaubt, dem wird der ewige, also der zweite Tod, nichts anhaben. Und f\xfcr solche \xdcberlegungen und Gespr\xe4che lasse ich die Ostereier noch eine Weile am Strau\xdf vor der Haust\xfcr h\xe4ngen.