Auch in der Kirche muss renoviert werden

Published: Feb. 6, 2024, 5:57 a.m.

Wer kennt es nicht, irgendwann muss die Wohnung oder das Haus renoviert werden. Und wenn es ein \xe4lteres Haus ist, kommt unter der Tapete vielleicht noch eine Tapete hervor. Und dann noch eine. Die kann dann grell mit Blumenmuster sein und ist wohl ein ferner Gru\xdf aus den farbenfrohen 1960er oder 1970er Jahren.\xa0Das ist einem Bekannten von mir passiert. Er hat gerade ein Haus von 1969 \xfcbernommen. Die hoch betagten Eigent\xfcmer haben sich gefreut, dass wieder eine Familie mit Kindern in das Haus einzieht, so wie sie fr\xfcher als junge Familie in dem Haus gelebt haben.\xa0Der neue Eigent\xfcmer ist zwar vom Tapeteabkratzen genervt, doch die vielen bunten Tapeten unter der Raufaser-Tapete erinnern ihn daran, dass hier \xfcber Jahrzehnte Menschen miteinander ihr Leben geteilt haben, dass das Besitzerehepaar ihre Kinder gro\xdfgezogen hat, sie miteinander alt geworden sind und nun ihren Lebensabend begehen.\xa0Vielleicht ist unsere Kirche ja ein bisschen wie ein Haus. \xdcber viele Generationen leben und wirken Menschen in ihr. Die Mauern bleiben, das Dach auch. Doch innen drin, da gibt es \xc4nderungen. Was heute noch als schick galt, das wird etwas sp\xe4ter als \xfcberholt angesehen. Also kommt eine neue Tapete dr\xfcber. Wichtig ist, dass die Kirche nicht museal erstarrt, sondern immer wieder neu lebendig wird durch die Menschen, die gerade in ihr leben.\xa0Manche Glaubenss\xe4tze sind unverr\xfcckbar wie eine tragende Wand: Christentum ohne Auferstehung oder ohne Gottes- und N\xe4chstenliebe ist undenkbar. Doch andere Dinge sind buchst\xe4blich weniger festgemauert. Nur wohl wenige f\xfchlen sich beispielsweise heute von der Art der Gottesdienstfeier von vor 70 Jahren noch angesprochen; das Verst\xe4ndnis, das Miteinander haben sich ver\xe4ndert.\xa0Bei anderen Fragen gibt es schon Zweifel, ob es mit ein bisschen neuer Farbe wirklich getan ist. Und manchmal erweist sich ein vermeintlicher Grundpfeiler, ohne den alles einzust\xfcrzen droht, doch nur als Fassadenteil und letztlich austauschbar.\xa0Aber: ich finde es faszinierend, dass in unserer Kirche seit zwei Jahrtausenden Menschen ihren Glauben leben. Mancher Gru\xdf aus der Vergangenheit wirkt vielleicht etwas schrill oder befremdlich. Und doch erinnern die Zeichen der Vergangenheit uns daran, wie Christen fr\xfcher ihren Glauben gelebt haben \u2013 und das kann uns f\xfcr unser Christsein heute inspirieren. Denn dass schon so lange Gl\xe4ubige in unserer Kirche gemeinsam das Wort Gottes h\xf6ren und Eucharistie feiern \u2013 das schafft eine Verbundenheit \xfcber die Zeit hinweg.