Die Folgen des politischen Umbruchs von 1989/90 wurden bislang vor allem mit Blick auf die L\xe4nder hinter dem einstigen Eisernen Vorhang untersucht. In gewisser Weise verl\xe4ngert die zeithistorische Forschung damit jene Perspektive, die in den 1990er Jahren dazu f\xfchrte, dass Transformation als einseitige Angleichung an den Westen verstanden wurde. Demgegen\xfcber brachte Philipp Ther den Begriff der Kotransformation ins Spiel, um die vielf\xe4ltigen Interaktionen und R\xfcckwirkungen zwischen den postkommunistischen Umbruchprozessen in Osteuropa und dem vermeintlich stabilen Westen zu thematisieren. Der \xbbTriumph\xab westlicher Ideen, liberaler Demokratie und kapitalistischer Marktwirtschaft erscheint auf diese Weise nicht mehr als ungebremster Siegeszug von West nach Ost, sondern als eine krisenhafte und widerspr\xfcchliche Beziehungsgeschichte mit offenem Ausgang.
\nDie Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Ch. Links Verlag haben am 21.09.2022 zur Premiere des neuen \xbbJahrbuches Deutsche Einheit\xab eingeladen. Der dritte Band versammelt neben den konzeptionellen \xdcberlegungen Philipp Thers zur Kotransformation erstmals empirische Fallstudien zur Kotransformation des Westens und richtet damit den Blick auch auf die Folgen des deutschdeutschen Vereinigungsprozesses f\xfcr die Regionen der alten Bundesrepublik.