Als Ged\xe4chtnis einer Gesellschaft sind Archive wohl bekannt, als politisch umk\xe4mpfte Institutionen hingegen weniger. Archivarinnen und Archivare sahen sich im 20. Jahrhundert mehrfach mit diktatorischen Regimen konfrontiert, die ihre F\xfchrungsanspr\xfcche und Ideologie auch im Archivwesen durchzusetzen trachteten. Der Historiker Peter Ulrich Wei\xdf hat in einer neuen Studie exemplarisch die Entwicklung des Reichsarchivs Potsdam und seiner Nachfolgeeinrichtungen Bundesarchiv und Deutsches Zentralarchiv der DDR nach 1933 und 1945 untersucht. Seine Ergebnisse bilden den Ausgangspunkt f\xfcr eine gemeinsame Diskussion \xfcber die Folgen radikaler Systemumbr\xfcche f\xfcr deutsche Zentralarchive, den Umgang mit Diktaturbelastungen und Grauzonen zwischen Mitmachen und Verweigern sowie das besondere Integrationsverm\xf6gen dieser Expertenkultur \xfcber politische Z\xe4suren hinweg. Hierbei werden auch die Entwicklungen nach 1989/90 in den Blick genommen.