Die Tragik der Software-Allmende (froscon2023)

Published: Aug. 6, 2023, 1:15 p.m.

Freie Software ist ein Commons. Jedem steht es frei, sie zu nutzen. Einige US-Konzerne wussten freie Software sogar so geschickt zu nutzen, dass sie unvorstellbar reich wurden. Auf der anderen Seite ist freie Software oft v\xf6llig unterfinanziert? Warum ist das so? Um die Frage zu beantworten, besch\xe4ftigen wir uns mit der Anti-Commons-Polemik von Garrett Hardin, die als \u203aTragik der Allmende\u2039 bekannt wurde, sowie mit der US-Politologin Elinor Ostrom, die empirisch nachwies, dass Commons sehr wohl \xfcberall auf der Welt nachhaltig bewirtschaftet werden. Mit ihren acht Designprinzipien legte Ostrom die Grundlage f\xfcr die moderne Commons-Forschung. Wir fragen, ob freie Software die acht Prinzipien erf\xfcllt oder nicht.\n\n

\n Der US-amerikanische Juraprofessor Eben Moglen behauptete kurz vor der Jahrhundertwende, dass die Freie-Software-Bewegung das Ende des \xbbgeistigen Eigentums\xab besiegelt habe. Moglen argumentierte, dass digital repr\xe4sentierbare Informationen, wie Software, Texte, multimediale Inhalte sowie jede Art von Wissen die Idee von Eigentum ad absurdum f\xfchrten, weil sie frei kopiert werden k\xf6nnten. Freie Software wird deshalb oft als Commons bezeichnet, als Software-Allmende.\n

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\n In der Commons-Forschung w\xfcrde man freie Software in die sogenannten nicht-rivalen Ressourcen einordnen. Das sind Ressourcen, die sich durch Nutzung nicht ersch\xf6pfen, sodass die Nutzer nicht miteinander rivalisieren m\xfcssen. Nicht-rivale Ressourcen wie freie Software seien deshalb allein schon aufgrund ihrer Digitalit\xe4t und freien Kopierbarkeit so etwas wie ideale Commons.\n

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\n Die deutsche Commons-Forscherin, Silke Helfrich, hat dieser Vereinfachung stets widersprochen und betont, dass Gemeing\xfcter immer von Menschen gemacht seien. \xbbGemeing\xfcter sind nur, wenn wir sie herstellen. Sie bleiben nur, wenn wir sie pflegen.\xab[cite:@helfrich_commons:_2014]\n Freie Software muss hergestellt und gepflegt werden; und die Ressource, die daf\xfcr genutzt wird, ist nicht digital und nicht-rival, sondern lebendig und rival: die Arbeitskraft der Entwickler:innen und Maintainer:innen.\n

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\n Kann also freie Software nachhaltig gepflegt werden? Oder betrifft die Tragik der Allmende auch digitale, nicht-rivale G\xfcter wie zum Beispiel Software? Um L\xf6sungsans\xe4tze zu finden, schauen wir uns die Erkenntnisse der amerikanischen Commons-Forscherin Elinor Ostrom an. In ihrem Hauptwerk \u203aGoverning the commons: The evolution of institutions for collective action\u2039 von 1990 beschreibt sie, wie Gemeing\xfcter nachhaltig und erfolgreich verwaltet werden. Sie entdeckt dabei, dass acht Designprinzipien die Nachhaltigkeit einer Commons-Institution gew\xe4hrleisten. Wir werden uns in dem Vortrag mit folgender Frage besch\xe4ftigen: Kann freie Software die Ostrom'schen Designprinzipien erf\xfcllen?\n

\n\nabout this event: https://programm.froscon.org/2023/events/2905.html