Bindung, soziale Kognition und die Balance von Autonomie und Verbundenheit in den Liebesbeziehungen junger Paare

Published: July 10, 2008, 11 a.m.

b'Im Mittelpunkt dieser Arbeit stand die Frage, wie die generalisierten inneren Arbeitsmodelle von Bindung, die zwei Partner bereits beim Kennenlernen in eine Beziehung mitbringen, die Gestaltung von Liebesbeziehungen beeinflusst. Unter R\\xfcckgriff auf Bowlbys Konzept der zielkorrigierten Part-nerschaft, Fonagys Mentalisierungstheorie sowie Selmans Annahmen \\xfcber die Bedeutung von sozialkognitiven Prozessen wurde angenommen, dass ein wichtiger Vorteil einer sicheren Bin-dungsrepr\\xe4sentation darin zu sehen ist, dass die Erf\\xfcllung von psychologischen Grundbed\\xfcrfnis-sen nach Autonomie und Verbundenheit auch in neuen Beziehungen besser gelingt, was eine we-sentliche Voraussetzung f\\xfcr das langfristige Gelingen einer Partnerschaft darstellt. \\n\\xdcberpr\\xfcft wurden diese Annahmen an einer Stichprobe von 60 Paaren im Jugend- und fr\\xfchen Er-wachsenenalter, f\\xfcr die Daten zu ihrer Bindungsrepr\\xe4sentation sowie zu Autonomie und Verbun-denheit in der Partnerschaft vorliegen. Autonomie und Verbundenheit wurden dabei zum einen auf Verhaltensebene, zum anderen auf Ebene der diesem Verhalten zu Grunde liegenden sozialkogni-tiven Prozesse erfasst. \\nDie Befunde dieser Arbeit belegen, dass eine sichere generalisierte Bindungsrepr\\xe4sentation die Entwicklung von Liebesbeziehungen und Partnerschaften beg\\xfcnstigt, die durch ein Klima von au-tonomer Verbundenheit gekennzeichnet sind, was es beiden Partnern erm\\xf6glicht, einerseits die eigenen allt\\xe4glichen Erfahrungen, \\xc4ngste und N\\xf6te mit dem Partner zu teilen, andererseits gleich-zeitig aber auch die eigene Meinung sowie individuelle W\\xfcnsche und Bed\\xfcrfnisse offen zum Aus-druck zu bringen, ohne dass die Beziehung hierdurch gef\\xe4hrdet wird. Dabei konnte gezeigt wer-den, dass das individuelle Verhalten im Kontext einer spezifischen Partnerschaft zwar immer eine Reaktion auf das Verhalten des Partners darstellt, dass die sich zwischen zwei Partnern etablie-renden Interaktionsmuster gleichzeitig aber auch wesentlich durch sozialkognitive Prozesse der Bedeutungszuschreibung beeinflusst werden, durch die beide Partner ihre fr\\xfcheren Erfahrungen in die Beziehung einbringen. Die Klassifikation von Partnerschaften als Bindungs- oder Datingbezie-hungen erbrachte dar\\xfcber hinaus, dass einige Effekte auf Bindungsbeziehungen beschr\\xe4nkt wa-ren, wobei insbesondere negative, autonomieverhindernde Verhaltensmuster in Bindungsbezie-hungen besser vorhergesagt werden konnten. Dies entspricht bindungstheoretischen Annahmen, denen zufolge die vorrangige Funktion von Bindungsbeziehungen in ihrer Bedeutung f\\xfcr die Regu-lation von (negativen) Emotionen zu sehen ist. \\nInsgesamt l\\xe4sst sich die Aushandlung von Autonomie und Verbundenheit in einer Partnerschaft vor dem Hintergrund dieser Arbeit als ein ko-konstruktiver Prozess verstehen, der nicht nur durch die gegenseitige Beeinflussung zwischen den Partnern im allt\\xe4glichen Austausch gepr\\xe4gt wird, son-dern in den beide Partner auch ihre bewussten und unbewussten Erwartungen, Bef\\xfcrchtungen und W\\xfcnsche einbringen. Das Verhalten des Partners wird vor diesem Hintergrund wahrgenommen und interpretiert, wodurch die bereits zu Beginn der Partnerschaft bestehenden inneren Arbeitsmo-delle von Bindung auf die Partnerschaft \\xfcbertragen werden.'