Funktionelle Reaktionen von Konsumenten: die SSS Gleichung und ihre Anwendung

Published: Oct. 30, 2002, 11 a.m.

b'Der Zusammenhang zwischen der pro Kopf Konsumtionsrate und der Nahrungsdichte wird in der \\xd6kologie als funktionelle Reaktion bezeichnet und ist das Thema dieser Dissertation. Jeweils zum ersten Mal seit den 70er Jahren gebe ich hier einen \\xdcberblick \\xfcber sowohl theoretische als auch empirische Arbeiten zur funktionellen Reaktion. Dabei zeige ich eine L\\xfccke in der bisherigen Theorie und f\\xfclle diese mit einem neuen Modell, der SSS Gleichung.\\n\\nDieses Modell kann man beispielsweise dazu verwenden, die Auswirkungen von Beutetier-Verteidigungen auf Konsumtionsraten von R\\xe4ubern vorherzusagen. Diese Vorhersagen sind korrekt im Vergleich zu den bisher einzigen existierenden entsprechenden empirischen Daten, welche hier vorgestellt werden.\\n\\nEine weitere Anwendungsm\\xf6glichkeit der SSS Gleichung ist die Einteilung von Konsumenten in zwei Gruppen, handling-limitierte und verdauungslimitierte, wobei erstere f\\xfcr das Angreifen und die Aufnahme von Nahrung (beides zusammen wird als handling bezeichnet) mindestens so viel Zeit ben\\xf6tigen wie f\\xfcr die Verdauung; deren Konsumtionsrate wird deshalb von deren handling time bestimmt. Die meisten Konsumenten sind in ihrer Konsumtionsrate jedoch verdauungslimitiert. Sie k\\xf6nnen \\u201asatt\\u2019 werden und sollten daher von Zeitdruck befreit sein, wenn die Nahrung h\\xe4ufig genug ist, um schnell gefunden zu werden und auch die \\xfcbrigen Umweltbedingungen gut sind. Eine von mir durchgef\\xfchrte Analyse empirischer Daten deutet an, dass zumindest Herbivore in der Natur tats\\xe4chlich h\\xe4ufig von Zeitdruck befreit zu sein scheinen. Diese Analyse zeigt damit einen Schwachpunkt bisheriger Verhaltensmodelle, welche ausnahmslos vom Gegenteil, also permanentem Zeitdruck, ausgehen.\\n\\nIn meiner Zusammenfassung empirischer funktioneller Reaktionen zeige ich, dass filtrierende Konsumenten charakteristischerweise einen bestimmten Typ funktioneller Reaktionen zeigen. Nachdem ich die SSS Gleichung dahingehend erweitert habe, dass sie die Besonderheiten von Filtrierern ber\\xfccksichtigt, kann ich dieses Ergebnis erkl\\xe4ren: Die Ursache scheint die Eigenschaft von Filtrierern zu sein, w\\xe4hrend der Nahrungssuche und -aufnahme in der Lage zu sein, weitere Nahrungspartikel zu fangen oder zu fressen und auch andere Aktivit\\xe4ten auszuf\\xfchren, z.B. nach R\\xe4ubern Ausschau zu halten.\\n\\nIch erweitere die SSS Gleichung au\\xdferdem um den sog. Konfusionseffekt. Ein solcher Effekt liegt vor, wenn ein R\\xe4uber, der mit einem Schwarm seiner Beutetiere konfrontiert ist, nicht in der Lage ist, die vielen Sinneseindr\\xfccke neuronal zu verarbeiten. Ich vergleiche die erweiterte SSS Gleichung mit empirischen Daten zur funktionellen Reaktion von \\u201akonfusen\\u2019 R\\xe4ubern und stelle nicht nur eine qualitative, sondern auch eine quantitative \\xdcbereinstimmung fest. In diesem Abschnitt zeige ich auch, dass der Konfusionseffekt ein h\\xe4ufig auftretendes Ph\\xe4nomen ist, besonders bei taktilen R\\xe4ubern und solchen visuellen R\\xe4ubern, die agile Beutetiere jagen.\\n\\nAbschlie\\xdfend zeige ich weitere, bisher nicht verwirklichte Anwendungsm\\xf6glichkeiten der SSS Gleichung im speziellen und des Konzepts der funktionellen Reaktion im allgemeinen.'