Die infragenerische Gliederung der Gattung Bomarea Mirb. und die Revision der Untergattungen Sphaerine (Herb.) Baker und Wichuraea (M. Roemer) Baker (Alstroemeriaceae)

Published: Oct. 30, 2003, 11 a.m.

b'Die Gattung Bomarea wurde seit BAKER 1888 nicht mehr revidiert. Seither hat die Zahl g\\xfcltig ver\\xf6ffentlichter Namen von 105 auf 280 zugenommen. Eine neue Revision ist dringend erforderlich. Ausgedehnte Feldstudien in Peru bilden die Grundlage f\\xfcr die Inangriffnahme dieses Projekts. In der vorliegenden Arbeit wird die taxonomische Geschichte der Gattung rekonstruiert. Bomarea wird gegen die nahe verwandte Alstroemeria abgegrenzt. HUNZIKER (1973) hatte Bomarea sogar eingezogen. Die meisten Autoren erkennen aber beide Gattungen als selbstst\\xe4ndig an (KILLIP 1936; NEUENDORF 1977; SMITH & GEREAU 1991; AAGESEN & SANSO 1998). Die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Gattungen bestehen im Fruchtbau sowie in den Chromosomenzahlen. Die Basiszahl ist in Alstroemeria x = 8 und on Bomarea x = 9. Die 4 bekannten Untergattungen werden \\xfcberwiegend an Hand von Merkmalen des Ovariums und der Frucht definiert. Die entscheidenden Kriterien zur Identifikation der 4 Untergattungen sind folgende: Bei Bomarea s.str. ist das Ovarium immer unterst\\xe4ndig, die Frucht ist dehiszent; Die Arten von Sphaerine sind nicht windend, das Ovarium ist unterst\\xe4ndig, die Frucht indehiszent, das Perikarp ist d\\xfcnn, saftig, und kr\\xe4ftig gef\\xe4rbt; In Wichuraea ist das Ovarium halbunterst\\xe4ndig, die Frucht ist dehiszent; Die Arten des Subgenus Baccata sind immer windend, das Ovarium ist unterst\\xe4ndig, die Frucht ist indehiszent mit einer dicken, fleischigen Fruchtwand (HOFREITER & TILLICH 2002). Feldstudien in Peru zeigten innerhalb einer Population eine hohe Variabilit\\xe4t der Merkmale. Die Merkmals-Variabilit\\xe4t ist bei den Arten der Untergattung Wichuraea an h\\xf6chsten, bei Sphaerine am niedrigsten.\\nDie Verbreitungs- und Evolutionsmuster in Bomarea unterscheiden sich nach den verschiedenen H\\xf6henstufen und \\xf6kologischen Bedingungen. Es sind 7 verschiedene Lebensformtypen entstanden. Der Lebensformtyp \\u201ewindend wachsend in Nebelw\\xe4ldern\\u201c besiedelt bis auf die W\\xe4lder in der Pantepuiregion und im K\\xfcstengebirge von Brasilien alle in S\\xfcdamerika vorkommenden Nebelwaldgebiete. Die Ausbreitungsbarrieren konnten in der Eiszeit \\xfcberwunden werden, und der im Vergleich zum Tiefland st\\xe4rker strukturierte Lebensraum hat dazu beigetragen, mehr Arten entstehen zu lassen. Die windenden Tieflandarten haben trotz ihres gr\\xf6\\xdferen Verbreitungsgebietes eine weit geringere Artenzahl als die Nebelwaldarten. Die aufrecht wachsenden Nebelwaldarten haben im S\\xfcden die Grenze der Nebelw\\xe4lder erreicht, und ihre Verbreitungsgrenze ist identisch mit der Grenze der windenden Nebelwaldarten. Warum sie nicht n\\xf6rdlich der Amotape-Huancabamba-Region vorkommen ist nicht gekl\\xe4rt, warum sie insgesamt weniger weit verbreitet sind als die windenden Nebelwaldrandarten erkl\\xe4rt sich durch die Verbreitungsmuster der Fr\\xfcchte fressenden V\\xf6gel. Die Huancabamba-Niederung stellt keine Ausbreitungsbarriere dar. Es wurde keine Art gefunden die nur n\\xf6rdlich oder s\\xfcdlich bis zur Grenze der Niederung vorkommt. Die Amotape-Huancabamba-Region stellt dagegen ein Diversit\\xe4tszentrum der Gattung dar. Das zweite Diversit\\xe4tszentrum ist die Cordillera Central in Peru. Die aufrecht wachsenden Hochgebirgsarten konnten sich teilweise aufgrund geologischer Barrieren nicht so weit ausbreiten, teilweise weil sich die \\xf6kologischen Bedingungen in den offenen Lebensr\\xe4umen st\\xe4rker \\xe4ndern als in den W\\xe4ldern. Diese Lebensform ist mehrmals unabh\\xe4ngig entstanden. Die Trockengebiete wurden ebenfalls mehrmals unabh\\xe4ngig besiedelt, aber nur von wenigen, teilweise gering verbreiteten Arten. Die Bomarea-Floren in allen Regionen erweisen sich als polyphyletisch. Der aufrecht wachsende Lebensformtyp ist mehrmals entstanden, weil der f\\xfcr diese Lebensform n\\xf6tige Habitattyp im Gesamtareal der Gattung stark fragmentiert ist. Der Lebensformtyp windend in Nebelw\\xe4ldern wachsend ist nur einmal entstanden, weil sein Habitat nahezu kontinuierlich im Areal vorkommt oder zumindest w\\xe4hrend der letzten Eiszeit vorkam.\\nDie Schwestergruppe der Alstroemeriaceae sind die Luzuriagaceae. Innerhalb der Alstroemeriaceae sind die Sphaerinen den Luzuriagaceae am \\xe4hnlichsten. Alstroemeria ist sicher monophyletisch, Bomarea ist ebenfalls monophyletisch oder paraphyletisch zu Alstroemeria. Die Alstroemeriaceae geh\\xf6ren ihrer Abstammung nach der austral-antarktischen Flora an.'