1985: Interview mit Ernst Schroder

Published: April 28, 2014, 12:23 p.m.

b'"Wenn ich weggegangen bin, hei\\xdft das nicht, dass ich nicht wiederkommen kann" - Ernst Schr\\xf6der \\xfcber seinen R\\xfcckzug von der Theaterb\\xfchne\\n\\tF\\xfcr die \\u201eFrankfurter Allgemeine Zeitung\\u201c vom 28.7.94 war er ein \\u201eCharakterkopf\\u201c und am gleichen Tag nannte ihn \\u201eDer Tagesspiegel\\u201c - \\u201eSeine Majest\\xe4t der Theaterk\\xf6nig\\u201c. Ernst Schr\\xf6der war in den 50er bis 70er-Jahren eine der profiliertesten Gestalten auf den deutschen B\\xfchnen und im Film, der jedoch im Zenit seiner Karriere das Handtuch geworfen hat.\\n\\n\\tMit 23 bereits ein Star\\n\\n\\tZur Welt kam Ernst Schr\\xf6der am 27.1.1915 im westf\\xe4lischen Wanne-Eickel. Nach dem Abitur schwankte er zwischen einem Studium der Germanistik und der Architektur, doch das Schicksal hielt f\\xfcr ihn etwas anderes bereit: nachdem der Bochumer Theater-Intendant Saladin Schmitt die B\\xfchnen-Entw\\xfcrfe von Ernst Schr\\xf6der gesehen hatte, ernannte er ihn kurzerhand zu seinem Assistenten. Der Weg in die Welt der B\\xfchnenbretter war nun eingeschlagen. Erste B\\xfchnenerfahrungen sammelte Ernst Schr\\xf6der in Bielefeld und in Kiel, doch sein \\u201erichtiges\\u201c Deb\\xfct sollte in Berlin erfolgen. Im Alter von 23 Jahren kam der junge Schauspieler schlie\\xdflich nach Berlin, wo er am Schiller-Theater bei Heinrich George in Schillers "Kabale und Liebe" die Rolle des Ferdinand angeboten bekam. Und Berlin sollte auch die Stadt seiner gr\\xf6\\xdften Triumphe auf der B\\xfchne werden.\\n\\n\\tEine Koryph\\xe4e des Berliner Theaters\\n\\n\\tDas Repertoire von Ernst Schr\\xf6der wuchs st\\xe4ndig: er spielte alles, von der Antike bis zur Gegenwart. Als gro\\xdfer Charakterdarsteller wuchs er bald in den Rollentypus des tragischen, vom Schicksal gezeichneten Helden, des traurigen Schurken hinein. Unvergessen bleiben seine Leistungen in \\u201eWoyzeck\\u201c von Georg B\\xfcchner, in Samuel Becketts "Warten auf Godot\\u201c und in dem absurden Theaterst\\xfcck \\u201cEndspiel", oder auch in \\u201eTote ohne Begr\\xe4bnis" von Jean-Paul Sartre, um nur einige wenige zu nennen. Ernst Schr\\xf6der wurde zu einer Koryph\\xe4e des Berliner Theaters, die nach eigenen Worten die Kunst als "Leidenschaft zur Demaskierung" verstand. Doch so sehr er sich dem Theater verbunden f\\xfchlte, scheute der Schauspieler auch nicht davor, sich vor die Kamera zu stellen.\\n\\n\\tEine verwirrte Witwe\\n\\n\\tZum ersten Mal stand Ernst Schr\\xf6der 1939 vor der Filmkamera: in dem Streifen \\u201eFahrt ins Leben\\u201c von Bernd Hofmann spielte er den jungen Kadetten Christian Wagner. Es war eine ziemlich einfach gestrickte Geschichte \\xfcber M\\xe4nnerfreudschaft, Kameradschaft und Eifersucht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges folgten noch einige Filme mit Ernst Schr\\xf6der \\u2013 noch 1944 spielte er an der Seite von Heinrich George in dem Propagandafilm \\u201eDie Degenhardts\\u201c \\u2013 doch das Gros seines filmischen Schaffens sollte erst nach 1945 entstehen. Nach \\xfcberstandener Kriegsgefangenschaft kehrte Ernst Schr\\xf6der nicht nur auf die B\\xfchne, sondern auch auf die Leinwand zur\\xfcck. So spielte er 1949 etwa an der Seite von Fritz Kortner in dem ber\\xfchmten Streifen \\u201eDer Ruf\\u201c mit, oder auch 1954 in dem Film \\u201eRittmeister Wronski\\u201c von Ulrich Erfurth. Der Perfektionist Schr\\xf6der stellte sein Talent besonders in dem Film \\u201eStresemann\\u201c von Alfred Braun unter Beweis. \\u201eDie Zeit\\u201c vom 5.8.94 wusste in diesem Zusammenhang zu berichten: \\u201e\\u2026 liest er alles vom und \\xfcber den Au\\xdfenminister der Weimarer Republik, kann dessen Unterschrift perfekt nachkritzeln, \\xfcbernimmt flei\\xdfig unbewusst den Gang des Politikers und st\\xfcrzt die zur Premiere aus New York anreisende Witwe in Verwirrung: Schr\\xf6der spricht im Tonfall ihres Mannes.\\u201c Insgesamt spielte Ernst Schr\\xf6der in knapp sechs Dutzend Filmen mit, dennoch - seine gro\\xdfe Leidenschaft galt dem Theater, dem er aber sp\\xe4ter den R\\xfccken kehren sollte.\\n\\n\\tDer Aussteiger\\n\\n\\tIm Jahr 1975 sollte Ernst Schr\\xf6der in einer \\u201eLear\\u201c-Inszenierung einen Pappkopf mit \\xfcbergezogenem Strumpf tragen. Dies soll der Anlass f\\xfcr ihn gewesen sein, das Theater zu verlassen und in die Toskana auszuwandern. Doch die Anziehungskraft der B\\xfchne war st\\xe4rker: auf seinem italienischen Weingut lie\\xdf er eine Scheune in ein Theater umbauen. Zur Einweihung wurde das St\\xfcck \\u201eGalileo Galilei\\u201c von Bertolt Brecht gespielt. Und immer wieder lie\\xdf sich Ernst Schr\\xf6der zu einer Rolle \\xfcberreden. Den Fernsehzuschauern blieb er besonders in Erinnerung dank dem Film "Der Aufstieg - Ein Mann geht verloren", in dem er die Hauptrolle \\xfcbernahm. Zu sehen war er unter anderem auch in den Krimiserien \\u201eDerrick\\u201c oder auch \\u201eDer Alte\\u201c. Ernst Schr\\xf6der starb am 26.7.94 in Berlin. Zahlreiche Gazetten ehrten den Schauspieler in ihren Nachrufen. So titelte etwa \\u201eDer Tagesspiegel\\u201c vom 28.7.94 seine W\\xfcrdigung: \\u201eSeine Majest\\xe4t der Theaterk\\xf6nig zeigte uns den Menschen nackt\\u201c.\\n\\n\\tIm April 1985 sprach DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Ernst Schr\\xf6der \\xfcber seine Karriere.\\n\\n\\tAutor: Andreas Zemke\\n\\n\\tRedaktion: Diana Redlich'