1977: Interview mit Wilhelm Borchert

Published: June 23, 2015, 8:29 a.m.

b'"Das war der Film meines Lebens" - Wilhelm Borchert \\xfcber den Film "Die M\\xf6rder sind unter uns"\\n\\tWenn in deutschen Kinos synchronisierte Filme mit Henry Fonda, Alec Guinness oder Charlton Heston gezeigt wurden, war eines sicher: der deutsche Text kam von einem Schauspieler, der vielen Hollywood-Stars seine Stimme lieh. Denn Wilhelm Borchert war nicht nur ein gefeierter "Charakterstar an Berliner B\\xfchnen" \\u2013 wie ihn das "Gro\\xdfe Personenlexikon des Films" von Kay Weniger beschreibt \\u2013 sondern auch ein gefragter Synchronsprecher.\\n\\n\\t"Br\\xfcchige" Pers\\xf6nlichkeiten\\n\\n\\tZur Welt kam Wilhelm Borchert am 13.3.1907 in Berlin-Neuk\\xf6lln. F\\xfcr die Schauspielerei interessierte er sich schon als Jugendlicher, darum brach er seine Bibliothekarsausbildung ab und absolvierte 1927 eine Schauspielausbildung an der Reicherschen Hochschule f\\xfcr dramatische Kunst, die 1899 von Emanuel Reicher und Friedrich Moest in Berlin gegr\\xfcndet worden war. Anschlie\\xdfend trat er auf preu\\xdfischen Wanderb\\xfchnen auf, bis er schlie\\xdflich sein erstes Engagement am Erfurter Theater bekam. Weitere Stationen waren unter anderem B\\xfchnen in K\\xf6ln und in Sondershausen. 1938 kam dann die Wende: Wilhelm Borchert wurde von dem Berliner Intendanten Eugen Kl\\xf6pfer an die Berliner Volksb\\xfchne und an das Hebbel Theater engagiert. Schon zu dieser Zeit enwickelte Wilhelm Borchert seinen eigenen Schauspielstil, indem er seine Figuren oft als "zerqu\\xe4lte, br\\xfcchige Pers\\xf6nlichkeiten" darstellte, wie auf dem Portal "filmportal.de" zu lesen ist.\\n\\n\\tChirurg Dr. Mertens \\n\\n\\tSein Deb\\xfct vor der Kamera gab Wilhelm Borchert im Alter von 20 Jahren. 1927 spielte er in dem Dokumentarfilm \\u201eDie von der Sanit\\xe4tskolonne\\u201c mit, doch dies sollte f\\xfcr viele Jahre sein einziger Streifen bleiben. Abgesehen von einem Kurzfilm unter dem Titel "Im Fr\\xfchling des Lebens" kehrte Wilhelm Borchert erst Anfang der 40er-Jahre wieder vor die Filmkamera zur\\xfcck. So verk\\xf6rperte er etwa in dem Film "U-Boote westw\\xe4rts!" den Oberleutnant Griesbach oder spielte auch in dem Film "Mein Leben f\\xfcr Irland" den Thomas O\\u2019Neill \\u2013 beides NS-Propagandafilme. Doch der gro\\xdfe Durchbruch sollte erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommen. 1946 spielte Wilhelm Borchert an der Seite von Hildegard Knef die Hauptrolle in der ersten deutschen Nachkriegsproduktion "Die M\\xf6rder sind unter uns" von Wolfgang Staudte. In diesem Drama spielte Wilhelm Borchert den Chirurgen Dr. Mertens, der beinahe an seinem fr\\xfcheren Hauptmann Selbstjustiz ge\\xfcbt h\\xe4tte, weil dieser an der Ostfront den Befehl zu einer Vergeltungsaktion gegen die Zivilbev\\xf6lkerung gab. "Borcherts sp\\xe4tere Filmrollen verbla\\xdften gegen\\xfcber dieser packenden, dramatischen Leistung, und nach einigen Jahren wandte sich der Schauspieler ausschlie\\xdflich seiner B\\xfchnenarbeit zu\\u2026" \\u2013 ist in dem Lexikon von Kay Weniger zu lesen, doch Wilhelm Borchert hatte noch ein weiteres Bet\\xe4tigungsfeld, das er bereits 1936 betrat.\\n\\n\\tJohnny Weissm\\xfcller und Kollegen \\n\\n\\tZ\\xe4hlt man die Filme zusammen, in denen Wilhelm Borchert als Schauspieler mitwirkte, so kommt man auf knapp zwei Dutzend Streifen. Dagegen ist die Zahl jener Filme, in denen der Schauspieler als Synchronsprecher t\\xe4tig war, \\xfcberw\\xe4ltigend. Knapp neun Dutzend Filme z\\xe4hlt das Portal www.ofdb.de, in denen er seinen ausl\\xe4ndischen Kollegen seine Stimme lieh. So sprach er bereits 1936 f\\xfcr Johnny Weissm\\xfcller die Rolle des Tarzan, die er bis 1948 noch siebenmal fortsetzen sollte. Doch Wilhelm Borchert war auch die deutsche Stammstimme f\\xfcr Alec Guinness, Richard Widmark, Henry Fonda, Charlton Heston, Burt Lancaster oder auch James Mason, um nur einige zu nennen. Sein letzter Film als Synchronsprecher war die Kom\\xf6die "Arthur 2: On the Rocks" von Bud Yorkin, in dem er John Gielgud synchronisierte. 1976 wurde er mit dem "Berliner Kunstpreis" geehrt. Wilhelm Borchert starb am 1.6.90 in Berlin.\\n\\n\\tIm April 1977 unterhielt sich DW-Redakteur Klaus Goetze-Claren mit Wilhelm Bochert \\xfcber sein Berufsleben.\\n\\n\\tAutor: Andreas Zemke\\n\\n\\tRedaktion: Diana Redlich'