1976: Interview mit Lore Lorentz

Published: Sept. 5, 2014, 8:16 a.m.

b'"Wenn wir wieder gen\\xfcgend Nachwuchs haben, dann wird es gutes Kabarett immer geben" - Lore Lorentz \\xfcber die Zukunft des deutschen Kabaretts\\n\\tAbgesehen von der B\\xfchne des D\\xfcsseldorfer Schauspielhauses, auf der sie gelegentlich spielte, war sie jahrelang auf einer kleinen B\\xfchne zu sehen, auf der sie dennoch zu einem Star wurde. Im D\\xfcsseldorfer "Kom(m)\\xf6dchen" machte Lore Lorentz eine lange und vor allem gro\\xdfe Karriere, die sie zur "profiliertesten Kabarettistin der deutschen Kleinkunstb\\xfchne" aufsteigen lie\\xdf, wie "Der Spiegel" vom 28.2.94 bemerkte.\\n\\n\\tDas Zufallsdeb\\xfct\\n\\n\\tZur Welt kam Lore Lorentz am 12.9.1920 in M\\xe4hrisch-Ostrau als Tochter eines Ingenieurs. Nach dem Abitur studierte sie in Wien und anschlie\\xdfend an der Berliner Humboldt-Universit\\xe4t Geschichte, Germanistik und Philosophie. Noch w\\xe4hrend des Zweiten Weltkrieges heiratete sie ihren Mann, den Regisseur Kay Lorentz. Die Ehe hielt bis zum Tod des Gatten im Januar 1993. Bereits zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatten die Eheleute Lorentz die Idee, ein politisches Kabarett zu gr\\xfcnden. In D\\xfcsseldorf \\xf6ffnete sodann die "Kleine Literaten-, Maler- und Schauspielerb\\xfchne: Kom(m)\\xf6dchen" ihre Pforten mit dem Programm "\\u2026 positiv dagegen". Lore Lorentz musste zu diesem Zeitpunkt f\\xfcr eine erkrankte Diseuse einspringen - und wie schon bei zahlreichen anderen Schauspielern vor ihr, wurde sie f\\xfcr das Programm der B\\xfchne unverzichtbar. Der Weg zu einer Grande Dame des deutschen Kabaretts wurde nun eingeschlagen.\\n\\n\\tRuhm mit Hetzkampagnen\\n\\n\\tNun begann der rasche Aufstieg des Kabaretts und der von Lore Lorentz, die bald zu einer Kultfigur wurde. Die "Stuttgarter Zeitung" vom 12.9.90 beschrieb ihr Rezept f\\xfcr den gro\\xdfen Erfolg unter anderem auf folgende Weise: "Sie fand wunderbar zu einem Stil der kritischen Distanz, der sie ihre Texte mehr kommentieren als spielen l\\xe4\\xdft. Sie kann ein Lied unnachahmlich gut servieren und zieht sich dabei doch weit dahinter zur\\xfcck." Das "Kom(m)\\xf6dchen" schaffte es auch bald ins Fernsehen, in dem das Programm des Kabaretts regelm\\xe4\\xdfig \\xfcbertragen wurde. Doch die unbeugsame Haltung von Lore Lorentz gegen\\xfcber der Politik und der Amtstr\\xe4ger brachte ihr auch \\xc4rger ein. Auf Dr\\xe4ngen des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strau\\xdf wurden 1959 die Fernseh\\xfcbertragungen f\\xfcr ein Jahr ausgesetzt. Und es sollte nicht bei dem einen \\xc4rgernis bleiben. "Der Spiegel" vom 20.10.65 berichtete, dass Lore Lorentz sich auch einer Hetzkampagne gegen sie ausgesetzt sah. Einige Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft schickten "rund hundert Schm\\xe4h- und Drohbriefe" an die Kabarettistin, in denen sie wegen Kritik an dem Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, dem damaligen Bundesverkehrsminister Hans-Christoph Seebohm attackiert wurde. Das Gros der Sudetendeutschen distanzierte sich jedoch von dieser Kampagne.\\n\\n\\tNicht nur Kabarett\\n\\n\\tIm Laufe der Zeit entdeckte Lore Lorentz auch andere Darbietungsformen f\\xfcr sich und trat zunehmend mit Soloprogrammen auf. Sie trug nun Texte von Tucholsky, K\\xe4stner und Heinrich Heine vor, denen sie ihren eigenen Stil aufpr\\xe4gte. Daneben war sie immer wieder auf der B\\xfchne des D\\xfcsseldorfer Schauspielhauses in einigen Rollen zu sehen. So etwa in dem St\\xfcck von Carlo Goldoni "La Locandiera" als Mirandolina, in der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht als Jenny oder auch als "\\xd6ffentliche Meinung" in Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt". Zudem hat das nordrhein-westf\\xe4lische Wissenschaftsministerium Lore Lorentz 1978 zur Professorin ernannt, nachdem sie bereits seit zwei Jahren an der Essener Folkwang-Hochschule in den F\\xe4chern Chanson, Song und Musical gelehrt hatte. Die Kabarettistin wurde auch mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem wurde sie mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen geehrt. Lore Lorentz, stets ihrem Motto "Wir d\\xfcrfen Demokratie nicht verplempern" getreu, starb am 22.2.94 in D\\xfcsseldorf.\\n\\n\\tIm M\\xe4rz 1976 sprach DW-Redakteur Horst Pomsel mit Lore Lorentz \\xfcber das deutsche Kabarett.\\n\\n\\tAutor: Andreas Zemke\\n\\n\\tRedaktion: Diana Redlich'