1967: Interview mit Dieter Borsche

Published: Oct. 14, 2013, 6:58 a.m.

b'"Das Theater hat wieder eine subpolitische Funktion" - Dieter Borsche \\xfcber das Theater der 60er-Jahre\\n\\tUnz\\xe4hlige Theaterrollen, neun Dutzend Rollen auf der Leinwand und im Fernsehen \\u2013 dies ist die Bilanz einer fast 50-J\\xe4hrigen Schauspielerkarriere, die er vorzuweisen hatte. Dieter Borsche geh\\xf6rte jahrelang zur Spitze des deutschen Kulturbetriebes.\\n \\n\\n\\tEin tanzender Schauspielsch\\xfcler\\n \\n\\n\\tDieter Borsche wurde am 25.10.1909 in Hannover geboren, wo er auch zur Schule ging. In einer K\\xfcnstlerfamilie aufgewachsen, war es auch f\\xfcr den jungen Gymnasiasten eine leichte Entscheidung gewesen, Tanzunterricht zu nehmen. Anschlie\\xdfend bekam er ein Engagement als T\\xe4nzer an der St\\xe4dtischen Oper in Hannover, an der er bis 1935 blieb. Doch es sollte nicht beim Tanz bleiben: Dieter Borsche nahm gleichzeitig Schauspielunterricht und deb\\xfctierte bald beim Film und am Theater. Zum ersten Mal stand er vor der Kamera 1935 in dem Film "Alles weg\'n dem Hund" als der Sohn eines Postmeisters. Die ersten Stationen seiner Lehrjahre als Theaterschauspieler f\\xfchrten ihn an die B\\xfchnen von Weimar, Danzig und Breslau, wo er sich als jugendlicher Liebhaber die Sporen verdiente.\\n \\n\\n\\t\\xdcber Nacht ber\\xfchmt\\n \\n\\n\\tNach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Dieter Borsche zun\\xe4chst als Schreiner, doch bald fand er auch zur Schauspielerei zur\\xfcck. 1947 ging er nach Kiel, wo er an den St\\xe4dtischen B\\xfchnen Oberspielleiter wurde. Doch der erste gro\\xdfe Erfolg sollte sich beim Film einstellen. 1949 kam der Film "Nachtwache" von Harald Braun in die Kinos, der bald zu einem ganz gro\\xdfen Erfolg wurde. Dieter Borsche spielte in diesem Streifen die Rolle des Kaplans von Imhoff und wurde \\xfcber Nacht ber\\xfchmt. Ein neuer Star des deutschen Nachkriegskinos war geboren. Bald kamen zahlreiche weitere Filme mit Dieter Borsche auf die Leinwand, doch die gro\\xdfe Popularit\\xe4t, der sich der Schauspieler erfreute, hatte auch einen bitteren Beigeschmack: f\\xfcr lange Zeit wurde er auf das Fach des melancholischen, eleganten Liebhabers festgelegt. 1951 und 1952 mit einem Bambi geehrt, stand Dieter Borsche unerm\\xfcdlich vor der Kamera und drehte bis zu vier Filme pro Jahr. Doch der Schauspieler wollte auch aus dem bisherigen Rollenklischee heraus.\\n \\n\\n\\tDie Wandlung\\n \\n\\n\\tIn den 60er-Jahren wurde aus dem sanften und immer verst\\xe4ndnisvollen Held, den Dieter Borsche verk\\xf6rperte, nun ein zwielichtiger B\\xf6sewicht. In dem Krimi "Der Henker von London" von Edwin Zbonek etwa war Dieter Borsche der verr\\xfcckte Wissenschaftler Dr. Mac Ferguson, der Kopftransplantationen durchf\\xfchren will, oder ein mysteri\\xf6ser Mann in dem Krimi "Das 7. Opfer" von Franz Josef Gottlieb, um nur einige zu nennen. Doch Dieter Borsche hatte auch kom\\xf6diantisches Talent. So spielte er etwa bereits 1951 zusammen mit Georg Thomalla in der Kom\\xf6die "Fanfaren der Liebe" von Kurt Hoffmann, der Vorlage f\\xfcr den sp\\xe4teren Welterfolg "Manche m\\xf6gen\'s hei\\xdf" von Billy Wilder. Insgesamt konnte der Schauspieler auf eine Filmografie von neun Dutzend Filmrollen zur\\xfcckblicken. Im Laufe der Zeit wandte sich Dieter Borsche wieder zunehmend dem Theater und dem Fernsehen zu. Unvergessen bleiben seine Leistungen in dem St\\xfcck "Die Eingeschlossenen" von Jean-Paul Sartre in Essen oder in dem St\\xfcck "Die Ermittlung" von Peter Weiss in Berlin. F\\xfcr seine Verdienste wurde Dieter Borsche unter anderem mit dem Filmband in Gold und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er starb am 5.8.82 in N\\xfcrnberg.\\n\\n\\tIm Oktober 1967 sprach f\\xfcr die DW Christine Kaiser mit Dieter Borsche \\xfcber das Wesen des Theaters.\\n\\n\\tAutor: Andreas Zemke\\n\\n\\tRedaktion: Diana Redlich'