Kultivierung durch Gerichtsshows

Published: Jan. 1, 2003, 11 a.m.

Seit April 1999 gibt es einen neuen Trend im deutschen Nachmittagsprogramm: Gerichtsshows. In den Augen zahlreicher Juristen sind die dortigen Darstellung fern der Realit\xe4t und pr\xe4sentieren dem Zuschauer ein v\xf6llig falsches Bild vom Alltag an deutschen Gerichten.\nDie vorliegende Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, einen ersten Beitrag zur Beantwortung der Frage nach m\xf6glichen Effekten der Gerichtsshow-Nutzung zu leisten. Dazu wurde im Rahmen einer Kultivierungsanalyse eine Befragung unter 382 Studenten durchgef\xfchrt, bei der die beiden zentralen Fragestellungen nach verbrechens- und gerichtsbezogenen Kultivierungseffekten im Mittelpunkt standen. Als intervenierende Variablen wurden wahrgenommene Realit\xe4tsn\xe4he, pers\xf6nliche Erfahrungen und Nutzungsmotive der Rezipienten ber\xfccksichtigt.\nW\xe4hrend sich die Nutzer von Gerichtsshows in ihren Einsch\xe4tzungen \xfcber Kriminalit\xe4t und Verbrechen nicht von Nichtnutzern des Formats unterscheiden, zeigen sich doch vereinzelt Kultivierungseffekte in Bezug auf die Vorstellungen vom Ablauf einer Gerichtsverhandlung. Teils deutliche Effekte zeigen sich f\xfcr die intervenierenden Variablen. So ist f\xfcr die Entstehung gerichtsbezogener Kultivierungseffekte nicht die absolute Nutzungsh\xe4ufigkeit entscheidend, sondern die Beurteilung der gesehenen Inhalte als realit\xe4tsnah. Auch f\xfchrt die h\xe4ufige Rezeption von Gerichtsshows nur bei den Studenten zu Kultivierungseffekten, die selbst noch nie bei Gericht waren.