Oh tiempo tus piramides (1989) - for chamber orchestra

Published: Oct. 6, 1990, midnight

b'An composition for chamber orchestra, premiered by Ensemble Modern (conducted by Hans Zender) at Musikprotokoll in Graz on Oct 6th, 1990.\\n\\nThis piece was composed with the aid of Gottfried Michael Koenig\'s composition program PR1.\\n\\nF\\xfcr seine Arbeit an der Komposition Oh tiempo tus pir\\xe1mides scheint sich Karlheinz Essl jener Sekte, von deren Verschwinden aus der Bibliothek von Babel Jorge Luis Borges erz\\xe4hlt, erinnert zu haben. Einer jener Buchstabenkombinationen, die im Chaos dieser unbegreiflich gro\\xdfen Bibliothek gefunden worden waren, den vier Worten "O Zeit, deine Pyramiden", verdankt das Werk seinen Namen. W\\xe4hrend Borges\' Sekte dem Schauer vor der Unendlichkeit durch neue, selbst erw\\xfcrfelte Kombinationen der vorgegebenen Buchstaben beikommen wollte, begann Karlheinz Essl die Bestandteile seines musikalischen Materials neu anzufertigen, geordnet nach \\xfcberlieferten Parametern, nach deren Kombinationsm\\xf6glichkeiten und Schattierungen.\\n\\nDoch innerhalb jenes Strukturskelettes, das Abfolge und Prozesse dieser Klangpartikel steuert (und auf einem von Essl entwickelten Computerprogramm beruht, das Gottfried Michael Koenigs Programm "Projekt 1" transformiert), wird dem "verbotenenen W\\xfcrfelbecher", dem Faktor Zufall, Entscheidungsf\\xe4higkeit einger\\xe4umt. Denn in das Chaos der Zeichen will Essl weder ausschlie\\xdflich mit Determinismus, noch mit einem radikal unvorhersehbaren W\\xfcrfelbecher ordnend eingreifen, und auch nicht lediglich mit der Objektivit\\xe4t einer vorgefertigten Struktur oder dem Pendant, seiner puren Subjektivit\\xe4t. Es ist das Spannungsfeld dieser vier Pole, das sich der Komponist geschaffen hat, um "so etwas wie eine eigene Syntax, eine k\\xfcnstliche Sprache" zu erstellen.\\n\\nDas Werk Oh tiempo tus pir\\xe1mides hat neun Abschnitte und diese klingende Rekonstruktion einer Sprache, die es nie gab, steuert auf Grund der computererrechneten Zufallsentscheidungen und vor allem den sie k\\xfcnstlerisch interpretierenden Kompositionsstrategien Karlheinz Essl\'s auf einen H\\xf6hepunkt am Ende des siebten Abschnittes zu. Bevor das Erreichte im Epilog der letzten beiden Teile wiederum br\\xfcchig und l\\xf6chrig wird, ber\\xfchrt das St\\xfcck mit einer kurzen, solistischen Melodie der Posaune eine Tradition, deren Vorgaben den Komponisten letztlich zum Erfinden einer eigenen Sprache veranla\\xdft hatten. (Christian Scheib)'